Für den Fotodesigner Ulrich Oberst ist die eine Seite der Fotografie die Profession.

Die andere Seite seiner Fotografie - die Passion - wächst aus dem ungestillten Hunger danach, sichere Pfade zu verlassen, um die Grenzen geschulter Wahrnehmungsgesetze auszuloten, zu überschreiten, zu verwandeln. Dem so Gesehenen, Abgebildeten die Freiheit zu lassen, für jeden Betrachter etwas völlig Neues, Andersartiges zu werden oder zu sein.

Die von Technik-, Produkt- und Werbeanforderungen befreiten künstlerischen Themen seiner neuen Arbeiten erlebe ich wie einen Ruf nach dem Leben an sich. Diese eigene Bild- und Wahrnehmungswelt zentriert sich bezeichnend um das Thema Wasser, Sinnbild des Ursprungs allen Lebens.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Meer geschieht in freier Offenheit für ganz andere Blickweiten. Hier zeigt sich das Wasser wieder als sich ständig verändernde Kraft in Bewegung mit Ebbe und Flut, aber auch im physikalischen Sich-Verwandeln und Vermengen mit Licht und Luft.

Sucht das Auge anfangs noch Halt an den Konturen des Horizontes, an Spuren im Sand oder angespültem Strandgut, flieht es schließlich frei in die Unendlichkeit von Himmel und Meer, taucht ein in das Wunder von Farben und Formen, die das sich wandelnde Tageslicht hervorbringt.

Der freie Umgang mit technischen Möglichkeiten lässt die bekannten Welten schemenhaft verschwimmen zu einem völlig neuen Ganzen, beinahe Geisthaften und gerade so wie ein Spaziergang am Meer das Außen nach Innen transformiert und mit den erlebten Eindrücken von Wind, Wolken und Wasserrauschen die Seele eins werden lässt mit dem Atem des Kosmos: lichtmalerische Bilder transzendenter Überlagerungen, getragen von der ruhigen Weite des Meeres.

Anette Luise Marquardt