Verein Feuerbachhaus Speyer / Museum Geburtshaus Anselm Feuerbach
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"Anselm Feuerbach und Édouard Manet im Dialog mit Eugène Delacroix: Kopien der 'Dantebarke' zwischen Romantik und Moderne
Vortrag von em. Professor Dr. Dr.h.c. mult. Erik Jayme im Historischen Museum der Pfalz Speyer
21.11.13
Feuerbachhaus Speyer
Wolf Spitzer: "Anselm Feuerbach"

Beginn um 19.00 Uhr


Seit etwa einem Jahr ist das kleine Gemälde "Die Dantebarke" von Anselm Feuerbach wieder in das Feuerbachhaus zurückgekehrt und dort ausgestellt. Das Bild war den Erben des ursprünglichen Besitzers restituiert worden. Es wurde auf einer Münchner Kunstauktion angeboten und dort von dem Verein Feuerbachhaus erworben. Dies ist der aktuelle Anlass, sich mit diesem Werk näher zu beschäftigen.
Es handelt sich um eine Kopie nach dem berühmten, 1822 entstandenen großen Gemälde von Eugène Delacroix, das sich heute im Louvre in Paris befindet. Mit diesem Bild begann eine neue Epoche der Malereigeschichte, zum einen die Romantik mit ihrer Vorliebe für Darstellungen extremer Vorgänge, zum anderen die Auflockerung der Gegenstände durch die Farbe, die schließlich später zum Impressionismus führte. Inspirationsquelle war vor allem die klassische Literatur, darunter auch Dantes Göttliche Komödie. Die Kopie von Feuerbach entstand 30 Jahre später als das Vorbild während einer Pariser Ausbildungszeit bei Thomas Couture (1851-1854).

Zur gleichen Zeit war Édouard Manet - drei Jahre jünger als Feuerbach - Schüler von Couture. Auch er kopierte die Dantebarke und zwar zweimal; die eine Kopie befindet sich im Musée des Beaux Arts in Lyon (1855), die andere im Metropolitan Museum in New York (1859) und war im Sommer dieses Jahres in der Ausstellung "Die Erschütterung der Sinne" im Dresdener Albertinum ausgestellt. Schließlich gibt es auch eine Kopie der "Dantebarke" von Paul Cézanne (um 1870). 

Der Vortrag gibt zunächst Gelegenheit, sich näher mit der "schwarzen Romantik" in der französischen Malerei zu beschäftigen. Dann rückt die Stellung des Feuerbach-Bildes im Oeuvre des in Speyer geborenen Meisters in den Vordergrund. Schließlich wird an einer Reihe von Dantebildern der Entwicklungsgang von Anselm Feuerbach bis in seine römische Zeit nachgezeichnet. 

Erik Jayme: Emeritierter Professor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg für die Fächer Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, hat auch Kunstgeschichte studiert (Lehrer: Harald Keller, Hans Sedlmayr) und hält noch immer regelmäßig die Vorlesung "Kunst- und Urheberrecht". Er ist Kunstsammler und hat in Speyer bereits mehrere Vorträge über Anselm Feuerbach gehalten, die in den Schriften der Stadt Speyer veröffentlicht wurden. 

Die Kunst Anselm Feuerbachs
"Ich bin zu Großem berufen, das weiß ich wohl. Zur Ruhe werde ich erst im Tode
kommen. Leiden werde ich immer haben, aber meine Werke werden ewig leben."

Zu Lebzeiten fühlte sich Anselm Feuerbach unverstanden und verkannt. Seine Bilder zeigen das menschlich Große, Schöne und Edle; doch die Zeitgenossen forderten Dramatik und Leidenschaft. Beliebt waren großformatige Historienbilder mit leuchtenden Farben, großartiger Ausschmückung und vielgestaltigem Geschehen. Die Ermordung Caesars, die Entdeckung Amerikas oder herrschaftliche Triumphzüge stillten die Schaulust der Betrachter. Die Bilder Feuerbachs erscheinen dagegen dunkel und unspektakulär: Im "Gastmahl des Plato" philosophieren alte Herren über das Schöne; seine "Medea" sitzt traurig und untätig im Strand, anstatt im Wahn ihre Kinder zu zerreißen.

Feuerbach stellt das dramatische Fühlen mehr in den Vordergrund als das dramatische Handeln. So will er seinen Bildern Seele und Poesie einhauchen und das antike menschliche Ideal verbildlichen. Mit berührender Nähe zeigen seine Porträts die künstlerischen Fähigkeiten des Malers. Doch zählt Feuerbach die Porträtmalerei, die gut bezahlt wird, nicht zur angestrebten großen Kunst. Seinen persönlichen Stil findet er in Italien sowie in seinem Modell Anna Risi, die ihm direkt aus der Antike zu kommen scheint.


Veranstaltungsort:
Historisches Museum der Pfalz
Domplatz
67346 Speyer
website: www.museum.speyer.de



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