Südpfälzische Kunstgilde e.V. / artgalerie am schloss
Achim Ribbeck
15.03.06 bis 02.04.06
Südpfälzische Kunstgilde
Achim Ribbeck: "Per mano"

Achim Ribbeck wurde 1944 in Bad Kreuznach geboren und studierte von 1962 bis 1966 Grafik an der Werkkunstschule in Mainz. 1970 bis 1976 folgte das Studium an der Universität Mainz im Fachbereich Kunsterziehung. Das Land Rheinland-Pfalz verlieh ihm 1978 den Förderpreis für Bildhauerei, 1980 erhielt er ein halbjähriges Stipendium in Paris.

Seit 1979 ist Achim Ribbeck freiberuflich als Bildhauer, Maler und Grafiker in Dorn-Dürkheim und Frankfurt tätig. Arbeiten von ihm sind u.a. in der Sporthalle Wolfstein, im Altenpflegeheim Pirmasens und in der LVA-Klinik Bad Salzig zu sehen. Die künstlerische Laufbahn von Achim Ribbeck begann mit Gemälden und Holzskulpturen, der Darstellung von Figurenszenen, Masken und Marionetten. Dazu kamen Keramiken in Form von Gefäßen, Mensch- und Tierdarstellungen, Körper- und Naturstudien.

Seit 1970 gestaltet er lebensgroße Figuren aus Strandholz, Lindenholz und Polyesterharz, aber auch Arbeiten in Sandstein und Marmor. "Am liebsten würde ich immer plastisch mit Figuren arbeiten und immer Farbkompositionen machen oder auch zeichnen, aber die Skulpturen fordern und bekommen in den letzten Jahren - oder schon immer - die meiste Energie", sagt er selbst über seine Arbeiten. Trotz "formaler Aufbereitungen" der menschlichen Körper nach den Regeln der Gestalttheorie sei nie wirklich zu sagen, so der Künstler, was ihn beispielsweise die spezielle Form eines Knies oder eines Arms so und nicht anders festlegen lasse.

Worauf es ihm sehr ankommt, ist die Feinarbeit in seinen Skulpturen, in der sich erst in der Abarbeitung der dünneren Schichten die eigenen speziellen Formungsbedürfnisse zeigten. Sehr persönlich beschreibt er den Werdegang einer Skulptur: "Nach mehr oder weniger Annäherungsveränderungen wird einer der Zustände der Skulptur zum Endzustand, schon aus Ermüdung, weil die Luft raus ist. Aber schon nach einem erholsamen Schlaf sind die neuen Bedürfnisse da, ich sehe die Figur an und fühle genau, dass sie noch nicht so ist, als dass sich nicht Verbesserungsbedürfnisse regten".

"Per mano" ("An der Hand"), "Fährfrau" oder "Aprés-midi d'une nymphe" ("Nachmittag einer Nymphe") sind nur wenige seiner Skulpturen, auf die der Betrachter der Ausstellung gespannt sein darf.


Besprechung von Eva Maria Weilemann, Die Rheinpfalz (Pfälzer Tageblatt) vom 16.03.06

"Der Figurenverbesserer"

Achim Ribbecks Skulpturen scheinen der Realität zu trotzen: Sie stehen Kopf, schweben, durchbrechen den Boden. Der Künstler provoziert eine ganz neue Ästhetik. Zu sehen sind die Werke seit gestern Abend bei der Südpfälzischen Kunstgilde in der Artgalerie am Schloss in Bad Bergzabern.

Die in Bronze gegossene Frau sieht aus, als tauche sie gerade mit dem Kopf in Wasser ein - aber da ist kein Wasser, das sind nur die Dielen der Artgalerie am Schloss in Bad Bergzabern. Es ist eine der außergewöhnlichen Arbeiten des Grafikers, Malers und Bildhauers, die neben seinem Können und seiner Passion vor allem eines zeigen: Achim Ribbeck ist Perfektionist.

Bis seine Bilder und Skulpturen fertig sind, durchlaufen sie mehr als nur einen "Endzustand", wie der 1944 in Bad Kreuznach geborene Künstler es selbst beschreibt. "Ich sehe die Figur an und fühle genau, dass sie noch nicht so ist, als dass sich nicht Verbesserungsbedürfnisse regten." Diesen Bedürfnissen fallen durchaus mal einzelne Gliedmaßen zum Opfer. Die sägt er sorgfältig ab, bearbeitet sie nochmals oder formt sie ganz neu, um sie dann wieder einzufügen in sein Bild eines perfekten Gesichts oder eines perfekten Körpers.

Was "perfekt" aber genau heißt, dafür hat Achim Ribbeck kein Patentrezept. Es reicht, dass man den fast 65 ausgestellten Arbeiten ansieht, dass jedes Detail an ihnen durchdacht, ja fast übergenau eingefangen ist. Die ungewöhnlich kompromisslose Art, mit der er Bewegung nicht nur darstellt, sondern regelrecht inszeniert, zeigt sich besonders bei kleinformatigeren Arbeiten wie "Der Werfer", der buchstäblich über den Ausstellungssockel hinwegzulaufen scheint. Auch die in Bronze gegossene Mini-Skulptur eines unter der Brust abgeschnittenen Aktes, dessen Arme wie Flügel wirken, hat viel Dynamik.

Eindringlich ist die Giaccometti-Büste, und wie eine Hommage an ihn wirken die beiden in die Länge gezogenen Holz-Skulpturen um ihn herum und im Eingangsbereich. Überdimensional nähert sich Achim Ribbeck einzelnen Gliedmaßen an: Seine bis zum Finger- beziehungsweise Zehennagel detailliert ausgearbeiteten Beine, Arme und Hände sind einfach nur zum Gerne-Länger-Hinschauen.

Immer Neues zu entdecken gibt es aber nicht nur bei den aus verschiedenen Holzarten gefertigten Skulpturen, sondern auch bei den Grafiken von Achim Ribbeck, der von 1962 bis 1966 Grafik an der Werkkunstschule in Mainz, und im Anschluss von 1970 bis 1976 an der Universität Mainz Kunsterziehung studierte. Seine verfremdeten Landschaften betitelt er mit "Gaugignée", "Der Berg" und "Roter Baum", und manchmal auch einfach nur "Pfalz".

Sie alle basieren nicht nur auf einer ausgeklügelten Komposition, Achim Ribbeck hat auch ein besonderes Verfahren entwickelt, um besonders feine Linien im Druck sichtbar zu machen. Außerdem arbeitet der Künstler sehr viel mit farblichen Wahrnehmungstheorien, was man vor allem auch seiner Malerei ansieht. Er scheint regelrecht mit der Spannung zu kokettieren, die zum Beispiel beim Betrachten des Werfer-Porträts entsteht. Aus vielen einzelnen Farbtupfern sind hier Silhouetten zusammengesetzt, die schließlich eine Figur ergeben.





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