Kunstverein Speyer / Kulturhof Flachsgasse
Andrea Neumann: "Zwischenraum"
Malerei
22.03.09 bis 19.04.09
Andrea Neumann
Andrea Neumann: "Ehrung"

Farbformationen, die sich scheinbar in freiem gestischen Duktus entfalten, gegenstandsnahe Verdichtungen in atmosphärischen Raumgründen sowie der Wechsel von kraftvoll aufgetragener Farbmaterie und dunstig-lichter Behandlung des Bildträgers kennzeichnen die Malerei von Andrea Neumann. Sie macht sich ein breites thematisches wie auch motivisches Spektrum zu eigen. Die Landschaft, die menschliche Figur, Aspekte des Interieurs werden in ihrer Malerei als künstlerisch in den einzelnen Charakteristika jeweils individuell Erfasstes verarbeitet. Hierbei nimmt die Fotografie die Funktion der optischen Momentaufnahme ein, die Gestaltungsanlass für die Malerei wird. Das Bild selbst erhält hierbei für Neumann seine Gültigkeit nur im Medium der Malerei. Zwischen Fotografie und Bild vollzieht sich ein Prozess der Selektion, in dem das Wesentliche des ursprünglichen Anlasses hin zu einer - trotz ihrer Gegenständlichkeit - reinen Malerei herausgearbeitet wird.

Andrea Neumann wurde1969 in Stuttgart geborenen, absolvierte von 1991 bis 1996 ihr Studium der Freien Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar bei Professor Bodo Baumgarten und Professor Jo Enzweiler, sie erhielt 2002 den Förderpreis der Landeshauptstadt Saarbrücken und nahm 2005/2006 am Künstleraustausch Saarbrücken-Luxembourg teil, seit 2008 hat sie einen Lehrauftrag an der Hochschule der Bildenden Künste Saar inne. Andrea Neumann bestritt zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Lothringen und Saarbrücken.


Zwei Textauszüge über die Malerei Andrea Neumanns

"Andrea Neumanns Malerei individuiert zwar ihre Figuren, individualisiert sie aber nicht. Gewöhnlich mit Eitempera auf große, helle Flächen ungrundierter Baumwolle gesetzt, gewähren die dargestellten Personen dem Betrachter keinen Blick auf ihre je eigene Physiognomie. Der summarische, oft kürzelhafte malerische Vortrag der Gemälde und Aquarelle, die in breiten Bahnen gesetzten Farben modellieren die Figuren häufig nur teilweise aus dem Malgrund, halten andere Partien gar gelegentlich in diesem fest. Diffuse Farbzonen begrenzen zuweilen die ausgesparten Zonen, sodass Figur und Grund nach Art eines Vexierbildes gewissermaßen den Platz zu tauschen scheinen. Die 'schlierigen', manchmal eher wie 'ausgegossen' als wie gemalt, im Vergleich mit anderen, starkfarbigen Details wie 'farblos' wirkenden Felder - mal als Schatten, mal als Horizonte, auch wohl zuweilen als Standflächen lesbar - sind Abbreviaturen eines umgebenden Raums, der allerdings in vielen Fällen ausschließlich auf die Figur bezogen bleibt und so eher wie das Fragment einer Aura wirkt, selten Tiefe illusioniert. Eher noch findet man Auf- oder Untersichten, welche die Figuren in einem hinzuzudenkenden Raum positionieren.
Andrea Neumanns Figuren sind flüchtige Erscheinungen, zeigen so trotz ihrer mit großer kompositioneller Sicherheit gewählten Position in der Bildfläche, trotz ihrer oft markanten Farbigkeit, trotz ihrer prägnanten Modellierung, das Vergängliche, Transitorische jeder Existenz."
(Ernest W. Uthemann)


"In ihren figurativen Gemälden betreibt Andrea Neumann eine Archäologie des Augenblickes. Sie entzünden sich an flüchtigen Situationen eines Zusammenklangs der Dinge mit dem Licht, das sie erst erscheinen lässt.
Andrea Neumann beschreitet mit ihrer Malerei weder das fußfallenreiche Gelände der Anekdote, noch verstrickt sie sich in symbolträchtige Spekulationen über prästabilisierte Harmonie oder belässt es bei psychologisierenden Momentaufnahmen. Ihr Blick ist der der Distinktion. Der im Wimpernschlag eines Augenblicks erahnten Struktur antwortet sie mit Bildern, die das momentverhaftete Sujet hin zu einer reinen Malerei durchdringen. Das atmosphärisch aufgeladene Licht, in das sie ihre stark vereinfachten Gegenstände und Personen taucht und das sie in der Schwebe hält, reißt im Schattenwurf auf. Hier werden die Formen auf der Bildfläche verankert und zugleich in Farbflächen und Texturen zerbrochen, die die Pinselschrift erkennbar machen. Hier auch formiert sich Räumlichkeit, um sogleich in die Fläche abzutauchen. Die Komposition, das Gewerke des Bildes scheint durch und verweist auf sich selbst."
(Uwe Loebens)



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