Kunstverein Villa Streccius Landau / Villa Streccius Landau
"Das Licht auf den Lippen. Poetische Dichtung aus Wroclaw/Breslau"
1. Landauer Matinee 2007 und Finissage der Ausstellung "Gebrannte Kunst" im Kunstvereins Landau
21.01.07

Mitten in der Kunstvereinsausstellung "Gebrannte Kunst. Künstlerische Keramik der Polnischen Keramikakademie Breslaus/Wroc%u0142aw" soll die "Seele der polnischen Kultur" gleich zweifach, durch Poesie und Musik, erfahrbar werden.

Für Polen besitzt die Lyrik einen Stellenwert, der unsere deutsche Wertschätzung für Poesie weit übertrifft. Literatur und vor allem das Gedicht sind seit jeher das "geistige Band", das die polnische Nation in den häufigen Zeiten der politischen Unterdrückung und Fremdherrschaft zusammen und am Leben hielt. Unter dem Titel "Das Licht auf den Lippen. Poetische Dichtung aus Wroclaw/Breslau" wird die Karlsruher Rezitatorin und Sprechausbilderin Gisela Straehle drei der bedeutendsten Dichter der Nachkriegszeit vorstellen, welche alle aus Breslau stammen oder dort ansässig sind.

Tadeusz Rózewicz (geb. 1921), gilt als der große alte Herr der polnischen Literatur. Er hat den 2. Weltkrieg als Partisan erlebt, danach musste er sein Leben unter dem Kommunismus neu einrichten, seine kargen und drastischen Gedichte sind um die "nackte" Wahrheit bemüht.

Urszula Kozio%u0142 (geb. 1931) gehört zu der Generation, die sich im sozialistischen Staat so einrichtete, dass sie ihr Gesicht nicht verlor. Ihr gelang dies durch eine Ironie, die zumeist Selbstironie ist.

Rafa%u0142 Wojaczek (1945-1971) hingegen wollte und konnte sich nicht mit dem System arrangieren. So wenig Hoffnung er für Polen sah, eine würdige Existenz in Freiheit zu erreichen, so wenig fand er Lebensraum für sich selbst. 1971 schied er freiwillig aus dem Leben und wurde zu einer Legende für die junge polnische Generation.

Der frühere Kunstvereinsvorsitzende Antoni Berlin, ein gebürtiger Danziger, wird dazu Originalverse auf Polnisch lesen.

Zu Eingang wird der greise Schriftsteller Wolfgang Schwarz, der als geborener Breslauer und Landauer Bürger seit einem halben Jahrhundert als Kulturbote seiner Geburtsstadt in der Pfalz wirkt, aus seinen "Breslauer Gedichten" vortragen, welche von Antoni Berlin auch auf polnisch gelesen werden.

Doch was wäre Polen ohne die Musik! So wird versetzt zu den Lesungen die Mannheimer Pianistin Kirsten Häusler die polnische Leidenschaft für die Musik zum Klingen bringen: zuerst mit dem "Papillon" von Robert Schumann, dann mit der "Polonaise" und weiteren Stücken von Frédéric Chopin, dem genialen polnischen Komponisten und Pianisten, der fast sein ganzes Leben im Exil verbringen musste.

Zur den Veranstaltungen an diesem Finissagetag werden elf der 18 ausstellenden Künstler der Wroc%u0142awer Kunstakademie als Ehrengäste anreisen:
die Künstlerinnen Maryla Hampel, Edyta Orlinska, Anna Specylak-Skrzypecka, Agata Zworska-Story, die Professoren Grazyna P%u0142ocica, Przemyslaw Lasak, Gabriel Palowski, Krzysztof Rozpondek sowie die Dekanin der Fakultät, Prof. Ma%u0142gorzata Dajewska. Für den Kunstverein wie für das kulturelle Landau ist dieses Interesse nicht nur eine Ehre, sondern spricht auch für die Attraktivität des Projekts, das auch eine kulturelle Brücke zwischen Polen und Deutschland darstellt.


Nach der Landauer Matinee wird die Villa Streccius ohne Mittagspause durchgehend bis 17.00 Uhr geöffnet bleiben. Um 15.00 Uhr lädt der Kunstverein zu einer Führung ein, die anwesenden Künstlerinnen und Künstler werden ihre eigenen Erfahrungen beisteuern.

Der Kunstverein wird mit den polnischen Gästen in der Folgewoche zudem eine Exkursion zum "Institut für künstlerische Keramik und Glas" in Höhr-Grenzhausen, der wohl renommiertesten deutschen Hochschule für diese Kunstgattung machen, welche eine Partnerschaft mit der Breslauer Akademie pflegt. Auch eine Besichtigung der Keramiksammlung auf Schloss Ludwigshöhe ist vorgesehen.



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