Kulturbüro der Ortsgemeinde Herxheim / Kunstschule Villa Wieser
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Fantastisches für ein und zwei Hände
Klavierabend mit Verena Börsch | Vorverkauf und Tageskasse
14.02.16
Villa Wieser
Verena Börsch

Beginn um 17.00 Uhr

Man möchte glauben, dass es Herausforderung genug ist, die 88 Tasten eines Konzertflügels mit zehn Fingern zu beherrschen. Und doch gibt es seit Mitte des 19. Jahrhunderts Kompositionen, die von den Interpreten verlangen, dass sie sich dieser Aufgabe nur mit fünf Fingern widmen, weil sie für die linke Hand alleine geschrieben sind. Die Motivation für solche Kompositionen war zweifach: Zum einen verlangte das aufblühende Virtuosentum nach neuen, unerhörten Schwierigkeiten, die es zu überwinden galt. Die linke Hand, die als "Begleithand" in vielen Kompositionen eher eine untergeordnete Rolle spielte, konnte so ihre Möglichkeiten erweitern und zur Schau stellen. Es gab auch praktische Gründe: kriegsversehrte Pianisten, die ohne ihren rechten Arm heimkehrten, oder, etwas weniger dramatisch, Pianisten, die durch Überbeanspruchung oder Verletzung zeitweilig einhändig agieren mussten. So war es auch eine Verletzung an der rechten Hand, die die Neustadter Pianistin Verena Börsch inspirierte, einen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt von ca. 1.100 Stücken, die für die linke Hand alleine geschrieben wurden, zu lernen und in der ersten Hälfte des Klavierabends in der Villa Wieser zu spielen.

Anfang dieses außergewöhnlichen Programms bildet die Bearbeitung der berühmten "Chaconne" für Violine solo von Johann Sebastian Bach durch Johannes Brahms, der das Stück ohne zusätzliche musikalische Eingriffe am Klavier für die linke Hand allein übertrug.
Erwin Schulhoff, ein von den Nazis verfolgter Komponist, der 1942 in einem Internierungslager starb und dessen wundervoll fantasievolle und sehr publikumswirksame Musik auch deswegen bis heute viel zu selten gespielt wird, schrieb seine "Suite Nr. 3 für Klavier solo (linke Hand)" für einen befreundeten Konzertpianisten. Dieser hatte seinen rechten Arm im 1. Weltkrieg verloren.
Das vielleicht virtuoseste Stück der rein linkshändigen Hälfte ist die "Studie für die linke Hand" des 21-jährigen Bela Bartok. Das für sein Wesen viel zu trocken betitelte Stück speist sich aus der Begeisterung des jungen Komponisten für die Werke von Richard Strauss und klingt dementsprechend spätromantisch und virtuos. Bartok, der damals bei einem Liszt-Schüler studierte und selbst zu einem bedeutenden Klaviervirtuosen heranwuchs, stellte fest: "das Stück klingt als würde ich es mit drei Händen spielen".
Robert Schumann hätte ebenfalls Werke für die linke Hand alleine gebrauchen können, ruinierte er sich doch selbst eine Virtuosenkarriere durch eine durch falsches Üben herbeigeführte Fingerlähmung in der rechten Hand. Seine frühen Werke, zu denen auch die berühmten "Kreisleriana" gehören, die die zweite Hälfte von Verena Börschs Klavierabend bilden, sind jedoch vor allem eine Liebeserklärung an seine zukünftige Frau Clara, die bekannteste Klaviervirtuosin ihrer Zeit. Die acht Fantasien entrücken die Hörer in unnachahmlicher Weise in Schumanns tief romantische Tonsprache, in der Leidenschaft und rauschender Klavierklang ebenso ihren Platz haben wie versonnene und intime Momente.

Verena Börsch stammt aus Neustadt und erhielt mit fünf Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Sie studierte an der Staatlichen Musikhochschule in Detmold bei dem renommierten russischen Pianisten Anatol Ugorski Klavier und legte ihr Diplom mit Auszeichnung ab. Unterstützt von einem Stipendium des Rotary-Clubs setzte sie danach ihre künstlerische Ausbildung in London am Royal College of Music bei Bernard Roberts fort. Dort absolvierte sie das "Performer's Diploma" und den "Master of Music", den in England höchsten künstlerischen Abschluss. Neben ihrer solistischen Tätigkeit widmet sie sich auch der Kammermusik und der Liedbegleitung.
Verena Börsch erhielt während ihres Studiums zahlreiche Stipendien u.a war sie Meisterschülerin des ungarischen Pianisten György Sebök. Mit ihrer Interpretation des ersten Klavierkonzertes von Ludwig van Beethoven gewann sie 1997 den ersten Preis beim Watford Music Festival und wurde im darauf folgenden Jahr mit dem zweiten Preis beim North London Music Festival ausgezeichnet.
Verena Börsch lebt und arbeitet als freischaffende Pianistin, Kammermusikerin, Liedbegleiterin und Klavierpädagogin in Neustadt.


Karten: 15 EUR / erm. 8 EUR

Infotheke Rathaus Herxheim,
Tel: 0 72 76 / 50 10
Mail: Infotheke@herxheim.de

Tageskasse: ab 16. 30 Uhr






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