Kunstverein Villa Streccius Landau / Villa Streccius Landau
"Gebrannte Kunst"
Keramik der Polnischen Keramikakademie Breslau/Wrocław (Polen)
09.12.06 bis 21.01.07
Przemyslaw Lasak
Przemyslaw Lasak: "o.T."

Erstmals in seiner 26-jährigen Geschichte wird der Landauer Kunstverein Villa Streccius eine Ausstellung mit künstlerischer Keramik realisieren, zu welcher renommierte KünstlerInnen der einzigen künstlerischen Keramikakademie unseres Nachbarlandes Polen eingeladen wurden.

Da die Keramikakademie Breslau in diesem Jahr ihr 60-jähriges Gründungsjubiläum begeht - im 61. Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges - und in dieser Zeit europaweite Anerkennung erfuhr, ist unser Ausstellungsprojekt auch hinsichtlich dieser Akademiepräsentation in Deutschland ein Zeichen kultureller Zusammenarbeit, was angesichts der aktuell eingetrübten politischen Beziehungen des EU-Landes Polen zu Deutschland besonders bemerkt werden sollte.

Der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, war bereit, die Schirmherrschaft für dieses Projekt zu übernehmen, das von der Landesstiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und der Firma Nordmark gefördert wird.

Mit dieser grenzüberschreitenden Ausstellung führt der Kunstverein seine eigene Tradition der Polenausstellungen weiter. Bereits in den 1980er Jahren wurden so vier Ausstellungen mit polnischen KünstlerInnen durchgeführt, welche u.a. als Mitglieder der Solidarno%u015B%u010D-Bewegung Berufsverbot erhalten hatten. Ein seriöses Kooperativprojekt mit Polen sollte zudem die Verantwortung verspüren, die mit vielen Katastrophen besetzte Geschichte unserer beiden Länder in den Blick zu nehmen.

Eine Zusammenarbeit gerade mit der ehemaligen Hauptstadt Niederschlesiens kommt somit nicht umhin, sich auch den kulturhistorischen Hintergründen und Traditionen Polens zuzuwenden - in diesem Falle umso mehr, als die heutige Kunstakademie das Schicksal Breslaus alleine schon durch ihren Grundwerkstoff, den Ton, den hauptsächlichen Baustoff der Stadt über tausend Jahre, mit reflektiert. Das heutige Wroc%u0142aw, das als Bistumsstadt Breslau bis ins Jahr 1006 zurück reicht, ist mit ca. 700.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Polens und seit jeher der historische, religiöse und wirtschaftliche Mittelpunkt Niederschlesiens, der heutigen Wojwodschaft Wroc%u0142aw.

Als ursprünglich polnisch besiedelte Burgstelle, die durch die mittelalterliche Ostkolonisation des Deutschen Reiches zu einer weitgehend von Deutschen besiedelten Stadt wurde, erlangte Breslau an der Oder als Stadt der Brücken, ausgedehnter Grünanlagen, einer bedeutenden Kirchen- und Profanarchitektur wie einer blühenden Handels- und Geisteskultur in ganz Europa hohes Ansehen und Bedeutung.

Zu Ende des Zweiten Weltkriegs erklärte Hitler die verteidigungstechnisch weitgehend ungesicherte Stadt zur Festung, von der nach 1945 nur ein Trümmerfeld aus Ziegeln übrig blieb. Das Schicksal Breslaus als ehemals deutsche Stadt spiegelt sich auch in den dramatischen Verwerfungen deutsch-polnischer Geschichte nach dem Krieg wider, da außer wenigen Ausnahmen die deutsche Bevölkerung floh oder vertrieben wurde. Die Erinnerungen an die deutschen Traditionen verschwanden danach weitgehend und sind erst in den letzten beiden Jahrzehnten wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten.

Der in Breslau geborene Schriftsteller Dr. Wolfgang Schwarz, welcher vor in diesem Jahr in Landau seinen 90. Geburtstag feiern konnte, zählt für unsere Region zu den Pionieren der Kontaktpflege mit Wroc%u0142aw.

Die Kunstakademie Wroc%u0142aw scheint für einen grenzüberschreitenden Kunstdialog besonders geeignet: Gleich nach dem Krieg entstand aus den Trümmern der traditionsreichen "Keramischen Fachschule" der so genannte "Wroc%u0142awer Keramikgarten", die Keimzelle der späteren "Keramikschule", aus der wiederum die heutige "Akademie für künstlerische Keramik" hervorging. Es ist die einzige Kunstakademie Polens mit Fakultäten für Keramik- und Glasgestaltung, welche sowohl durch ihre handwerkliche Perfektion als auch durch den künstlerischen Anspruch und dessen Realisierung international hohe Anerkennung genießt. Der ältere Begriff "Wroc%u0142awer Keramikschule" ist dabei als eine für ganz Polen stilbildend gewordene Kunstinstitution heute noch häufig für die Akademie in Gebrauch.

Folgende KünstlerInnen der Keramikakademie nehmen teil, wobei die Jahreszahlen hinter den Namen das jeweilige Jahr des Diplomabschlusses bedeuten: Krystyna Cybi%u0144ska (1954), Irena Lipska-Zworska (1959), W%u0142adyslaw Garnik (1962), Anna Malicka-Zamorska (1965), Maia Hampel (1970), Gra%u017Cyna Deryng (1972), Ewa Granowska (1973), Gra%u017Cyna P%u0142ocica (1977), Przemys%u0142aw Lasak (1986), Gabriel Palowski (1987), Krzysztof Rozpondek (1987), Maciej Kasperski (1996), Bo%u017Cena Sacharczuk (1998), Adam Abel (1997), Dorota Cychowska (1999), Anna Specylak-Skrzypecka (2001), Edyta Orli%u0144ska (2005) und Agata Zworska-Story.

Wie die Jahreszahlen zu erkennen geben, ist unseren polnischen Partnern daran gelegen, einen Querschnitt über alle Altersklassen zu geben, um damit im Jubiläumsjahr der Akademie eine Gesamtpräsentation als synchronen Schnitt zu gewährleisten. Damit ist größtenteils auch eine Aussage der künstlerischen Stilmittel, der Werkintention und der Entwicklungsgeschichte der Akademie getroffen worden.

Sämtliche, von der Akademie selbst ausgewählte KünstlerInnen zählen zu den renommiertesten Vertretern des polnischen keramischen Kunstschaffens, die durch Ausstellungen und Auszeichnungen nicht nur in Polen, sondern auch im Ausland hohe Anerkennung erfuhren. Das Spektrum der Ausstellung reicht somit von der freien plastischen Formgestaltung über Kunstobjekte, welche im weitesten Sinne noch die funktionale Herkunft erkennen lassen, bis zu großräumigen Installationen.


Begleitprogramm

Do., 14.12.06, um 20.00 Uhr
Matthias Harnisch, Künstler (Mainz)
"Der Künstler als König oder Damals, das waren noch Zeiten"
Anmerkungen zu Kunst und Gesellschaft in Polen

Fr., 15.12.06, um 10.30 Uhr
Führung
Maryla Hampel, Künstlerin der Wroc%u0142awer Keramikakademie, und Karin Flurer-Brünger, Lehrbeauftragte für Künstlerische Keramik der Universität Landau
Ausstellungsbesichtigung mit Studierenden und anderen Gästen

So., 07.01.07, um 15.00 Uhr
Liza Koch, polnische Künstlerin (Neustadt/Weinstraße)
"Tradition der polnischen Volkskunst im Wechsel der Jahreszeiten"

So, 14.01.07, um 15.00 Uhr
Maryla Hampel, Künstlerin der Wroc%u0142awer Keramikakademie
Vorführung der Techniken und Wege keramischer Gestaltung

So., 21.01.07, 11.00 Uhr
Kunstverein Villa Streccius in Zusammenarbeit mit dem Verein für Volksbildung und Jugendpflege
"Das Licht auf den Lippen. Poetische Dichtung aus Breslau/Wroc%u0142aw"
Finissage, lyrisch-musikalische Matinée
Rezitation: Gisela Straehle (Karlsruhe) und Wolfgang Schwarz (Landau)
Musik: Kirsten Häusler (Mannheim), Klavier



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Przemyslaw Lasak
Przemyslaw Lasak: "o.T."
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Anna Malicka-Zamorska: "Wilk czerwony"
Anna Specylak-Skrzypelka
Anna Specylak-Skrzypelka: "o.T."
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Dorota Cychowska: "Zarys naczynia"
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Gabriel Palowski: "Spiralhüte"
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Grażyna Płocica: "Czerwony Kreml"