Kunstverein Lingenfeld / Rathaus Lingenfeld
Jacques Lechevallier
18.03.07 bis 01.04.07
Jacques Lechevallier
Jacques Lechevallier

Einführung von Dr. Rainer Wütscher

Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu unserer 106. Kunstausstellung hier im Rathaus Lingenfeld begrüßen. Mein Gruß gilt natürlich ganz besonders unserem ausstellenden Künstler, unserem lieben Freund Jacques Lechevallier, der zu diesem Anlass aus Lyon hierhergekommen ist und uns die Ehre seiner Anwesenheit gibt, herzlichen Dank, Jacques!

Deine Verbindung zu Lingenfeld wurde ja schon vor ca. 20 Jahren geknüpft, als dein Freund und Künstlerkollege Christian Henry, den wir damals auch hier mit seinen Bildern präsentieren durften, einige Zeit hier wohnte. Über ihn hast du mit uns Kontakt aufgenommen und dann im Laufe der Zeit viele Freundschaften geschlossen. So nimmt es auch nicht Wunder, dass sich von den alten Freunden heute nicht wenige auf den Weg gemacht haben, um dich hier wiederzusehen, obwohl sie zum Teil selbst inzwischen ganz woanders gelandet sind, und so begrüßen wir jetzt auch die von Berlin, Aachen, Köln und Heidelberg extra Angereisten ganz herzlich! So sieht man nebenbei gesagt, auch mal wieder seine Kinder und Enkel wieder … Und wenn ich höre, dass deinetwegen auch Gäste aus Hamburg hierhergefahren sind, wird unsere Vermutung bestärkt, dass Lingenfeld doch so etwas wie der Nabel der Kunstwelt ist.

Wenn ich Sie nun frage, wer denn bei unserer 54. Kunstausstellung im März 1994 hier ausgestellt hat, dann ahnen Sie: Es war Jacques Lechevallier, und mit dieser heutigen Einzelausstellung gehört er zu den ganz wenigen, die zum 2. Mal von uns präsentiert werden. Noch etwas: Sollten Sie in den 13 Jahren hier im Lingenfelder Standesamt in den Stand der Ehe eingetreten sein, werden Sie das wunderbare Bild von Jacques Lechevallier vor sich gehabt haben - wir hatten es damals angekauft und als Dauerleihgabe der Verbandsgemeinde übergeben. Es ist zu einer wahren Zierde unseres Rathauses geworden und als künstlerische Beigabe für eine Heiratszeremonie wie geschaffen, und das Gerücht hält sich hartnäckig, dass es die Heiratswilligen immer wieder wie magisch hierherzieht, um im Blickfeld dieses Werkes ihr Jawort auszusprechen.
Wir haben die sonst übliche Zwischenwand zu diesem Zimmer heute bewusst offen gelassen und dieses Bild sozusagen zu einem integrativen Teil unserer Ausstellung gemacht, weil es eben die Verbindung zu damals herstellt, und ganz bewusst haben wir den Tisch und die zwei entscheidenden Stühle des Trauzimmers stehen lassen, damit Sie, sollten Sie noch unverheiratet sein, heute schon einmal Probe sitzen können.

Aber nun zu den äußeren Daten von Jacques Lechevallier. Er wurde 1951 in der Normandie als Sohn eines Möbelschreiners geboren. Sein Wunsch war eigentlich Architektur zu studieren, aber wie das Schicksal so spielt, kam es eben anders. 1972 nahm er das Studium der Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie in Rennes in der Bretagne auf, wo er bis 1977 studierte. Danach lebte und arbeitete er fünf Jahre in der Normandie und der Schweiz. 1982 ging er nach Hamburg und begann seine freischaffende Tätigkeit als Maler, Bildhauer und auch als Möbeldesigner. Auch in Lingenfeld finden Sie wunderbare Erzeugnisse einiger seiner von ihm kreierten Möbelstücke, und wenn Sie die stolzen Besitzer derselben höflich fragen, werden Sie Ihnen, wahrscheinlich gegen einen nicht zu großen Obolus, auch gerne gezeigt werden.

Einzel- und Gruppenausstellungen in Frankreich, der Schweiz und Deutschland u. a., eben auch 1994 in Lingenfeld, schlossen sich an. 1998 verlegte Jacques Lechevallier seinen Wohnsitz wieder nach Frankreich und lebt seither in Lyon. Vor zwei Jahren trafen wir ihn anlässlich seiner großen Ausstellung im Palais de l'Europe in Strasbourg, inzwischen kamen weitere Präsentation in Lyon und Österreich hinzu.

Ich habe schon auf die Architektur hingewiesen, die Jacques Lechevallier eigentlich beruflich ansteuern wollte, und tatsächlich lassen sich in fast allen seinen Bildern Anklänge ans Architektonische finden, flächige, miteinander in Beziehung tretende Muster, die Jacques Lechevallier selbst einmal als von ihm so empfundene "innere Landschaften" bezeichnet hat. Dies war sozusagen sein Markenzeichen, unter dem wir seine Malerei identifizieren konnten.

Bei den Bildern, die wir heute sehen, und sie stammen alle aus den letzten drei Jahren und sind in der Technik Öl auf Leinwand bzw. auf Holz gemalt bis auf vier, die in Acryltechnik auf Papier entstanden sind, finden wir aber ein ganz neue und spannende Entwicklung. Und dies hat etwas mit dem Sujet zu tun, das Jacques Lechevallier für sich entdeckt hat: Ihn faszinierten die Schleusen, die Konstruktion mit ihren Toren und Wänden, mit ihren Farbschattierungen von allerlei Grün und Schwarz, und man erlebt in diesen Bildern, wie viele Schwarztöne es geben kann und erkennt, dass das Wort von der "Unfarbe Schwarz" gar nicht stimmen kann.
Jetzt kommt plötzlich das Neue und Spannende dazu mit dem Element Wasser, dass natürlich alles Architektonische sprengen muss. Zwar enthalten diese neuen Bilder in den statischen Schleusenteilen immer noch die Möglichkeiten einer flächigen, konstruktivistischen künstlerischen Realisation - ergänzt, und damit aufgelöst, werden sie aber durch die Integration des bewegten, fließenden Wassers. Hier bewegt sich etwas, auch im übertragenen Sinne des Wortes, hier bricht eine künstlerische Entwicklung auf, die die Spannung des von Menschenhand Geschaffenen mit der Natur künstlerisch umsetzt.
Wenn Sie jemals eine Bootsfahrt auf einem der malerischen Kanäle Frankreichs unternommen haben, und wir haben hier in unserer Nähe z. B. den Rhein-Marne-Kanal, wo von Saverne bis hin zum Schiffshebewerk in Lützelburg an die 20 Schleusen auf uns warten, werden Sie leicht diese Farben, diese Stimmung wiedererkennen, und sollten Sie diese Tour noch nicht gemacht haben, sei sie Ihnen an einem schönen Sommertag wärmstens empfohlen. Und dabei werden Sie bestimmt an die Bilder von Jacques Lechevallier denken.

Hier und heute haben Sie nun die Chance, diese Stimmung zu sich nachhause zu holen, wenn Sie sich entschließen, eines (oder mehrere) dieser Bilder zu erwerben. Wir hätten ganz gewiss nichts dagegen, im Gegenteil! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Begegnung mit den Bildern von Jacques Lechevallier!


Jacques Lechevallier

1951
- geb. in der Normandie als Sohn eines Möbelschreiners

1972-1977
- Studium der Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie in Rennes (Bretagne)

1977-1982
- Künstlerische Tätigkeit in der Normandie und der Schweiz

1982
- Auswanderung nach Hamburg und Beginn der freischaffenden Tätigkeit als Maler,
  Bildhauer und Möbeldesigner
- Einzel- und Gruppenausstellungen in Frankreich, der Schweiz und Deutschland
  (u. a. 1993 Kunstverein Lingenfeld)

1998
- Rückkehr nach Frankreich, Lyon

2005
- Ausstellung im Palais de l'Europe, Straßburg (Frankreich)
- Ausstellung im Salon du Sud-Est, Lyon (Frankreich)

2006
- Ausstellung in der Galerie Gut Gasteil, Prigglitz (Österreich)
- Ausstellung im Salon du Sud-Est, Lyon (Frankreich)
- Privatausstellung bei Pierre-François Breuilh, Kunst- und Möbelexperte,
  Lyon (Frankreich)




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