Kunstverein Speyer / Kulturhof Flachsgasse
Klaus Fresenius: "Welcome to China"
29.06.06 bis 09.07.06
Klaus Fresenius
Klaus Fresenius

Unter dem Titel "Welcome to China" präsentiert der Kunstverein Speyer in der Zeit vom 29.06.06 bis einschließlich 09.07.06 eine große Auswahl an Tuschpinselbildern des Speyerer Künstlers Klaus Fresenius. Entstanden sind die Arbeiten während eines dreimonatigen Arbeitsstipendiums des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz in der südostchinesischen Partnerprovinz Fujian.

Die Arbeiten zeigen sowohl Figürliches als auch Abstraktes. Die Motivauswahl reicht von "Verbeugungen" vor den alten Tuschpinselmeistern in Form von Landschaftsdarstellungen, Auseinandersetzungen mit der Kalligraphie in Gestalt kräftig gesetzter "abstrakter Kalligraphien" sowie "Patterns", reduzierte Überlagerungen von Tuschezeichen und expressiven Raumgittern. Auch eine Serie großformatiger Kopfmotive wird ausgestellt.

Die Arbeiten wurden in Fujians Hauptstadt Fuzhou in der traditionellen Weise aufgezogen. Schon dieser Anblick führe zu neuen Ansichten und zu einer Bildbetrachtung fern unserer abendländisch geprägten Kultur, so Fresenius. In diesem Zusammenhang verweist der Künstler auf die Einführungen aus sprach- und kulturwissenschaftlicher Sicht bei der Vernissage durch Prof. Peter Kupfer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem FASK Germersheim und Dr. Alexander Koch, Direktor des Historischen Museums der Pfalz.

Einführungsrede von Dr. Alexander Koch, Direktor des Historischen Museums der Pfalz
(aus kulturwissenschaftlicher Sicht)

Welcome to China, so der programmatische Titel einer Ausstellung zu Werken unseres Speyerer Künstlers Klaus Fresenius, der schon vor fast zwanzig Jahren sich dem Phänomen China zu nähern versuchte und der im Herbst vergangenen Jahres im Rahmen eines Arbeitsstipendiums des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz die Gelegenheit hatte, als bildender Künstler drei Monate im Reich der Mitte zu leben, zu arbeiten und die dort gemachten Eindrücke zeitnah, ja augenblicklich zu verarbeiten. Für viele Wochen wurde die ostchinesische Provinz Fujian, der Insel Taiwan auf dem chinesischen Festland direkt benachbart und seit bald 20 Jahren Partner-, oder besser Schwesterprovinz von Rheinland-Pfalz, sein Hafen, in dem er vor Anker ging und loszog, China zu erfassen, China zu begreifen und sich auf China mit all seinen Widersprüchen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen, andersartigen Traditionen und Vorstellungswelten einzulassen.

Welcome to China ist mehr als ein Ausstellungstitel, es ist Programm. Ankommen heisst die Devise, sich Herantasten an eine zunächst fremd erscheinende, dann immer vertrauter werdende Kultur, sich Annähern an das zunächst unbekannt, undurchdringlich und fremdartig, exotisch Anmutende. Klaus Fresenius ist in diesen Dialog eingetreten, mit China, mit Chinesen, mit chinesischen Künstlern - vorbehaltlos, offen, wissbegierig und immer wieder von Neugier, Kreativität, Aufgeschlossenheit und Verständnis für das Andere getrieben. Vage Vorstellungen wichen im Laufe seines Aufenthaltes in der Provinz Fujian zunehmend konkreteren Vorstellungen über das Land, die Leute, die Kultur - Vorstellungen, die ihrerseits auf eigenen Erfahrungen fußen. Seine hier ausgestellten, ausnahmslos in der Gegend des landschaftlich einmaligen Wuyi-Gebirges entstandenen Arbeiten zeugen in eindrücklicher Weise von diesen Erfahrungen, diesem authentischen Gefühl, das jeden umgibt, der sich auf einen Dialog mit anderen Kulturen eingelassen hat. Sie sind der Reflex einer Begegnung und einer kulturellen Auseinandersetzung, die den Künstler tief beeindruckt haben, sie sind zugleich eindrückliche Belege einer geglückten Kommunikation, eines Austauschs und einer Verständigung.

Welcome to China präsentiert eine größere Auswahl an Tuschebildern von Klaus Fresenius. Das verwendete Material und die Arbeitsutensilien, namentlich Reispapier, später in traditioneller Art und Weise aufgezogen und so auch hier zu sehen, Tusche und Tuschepinsel, aber auch die Motive machen mehr als deutlich, wie sehr sich der Künstler auf China eingelassen hat, wie sehr er die fremde Kultur aufsog, antizipierte und die dortigen traditionellen Malweisen und Vorstellungen verinnerlichte. Die entstandenen Arbeiten zeugen von einer Leichtigkeit, zugleich einer Flüchtigkeit, ja einer Fragilität, die vielen Arbeiten chinesischer Tuschemalerei eigen ist. Mit raschen Pinselstrichen sind spontane Gefühle ausgedrückt, Gefühlslagen gleichsam konserviert. Fresenius bediente sich in freier Art und Weise chinesischer Bildmotive; darunter findet sich manches Figürliche, aber auch Abstraktes, die Grenzen sind fließend. Der kulturelle Eindruck, unter dem der Künstler stand, wird immer wieder allzu deutlich. Fresenius hat sich mit seiner gesamten Schaffenskraft auf den Dialog mit China und den dortigen Menschen eingelassen. Vorbehaltlos und mit allen Konsequenzen. Klaus Fresenius hat dabei Mut bewiesen, hat sich vor chinesischen Meistern und ihren beeindruckenden Werken gleichsam verbeugt, hat studiert, probiert und Neues geschaffen. Ein ost-westlicher Dialog im wahrsten Sinne des Wortes. Die Begegnung des Okzidents mit dem Orient - China bewegt. Fernöstliche Landschaftsdarstellungen, für sich stehende figürliche Motive, Darstellungen von Masken, an Schriftzeichen erinnernde kalligraphische Elemente und Strukturen zeugen auf den Tuschebildern von einer höchst kreativen Auseinandersetzung, zugleich einer Begegnung des Abendlandes mit dem Fernen Osten, einem Dialog des europäischen Künstlers mit China, seiner Jahrtausende alten Kultur und den dort lebenden Menschen.

Dass dieser Dialog von Fresenius mit China, mit der chinesischen Kultur und dort gewonnenen Freunden über das faktische Ende seines Stipendiumsaufenthaltes in Fujian hinaus, den Künstler beschäftigt hat und noch immer beschäftigt, davon konnte ich mich kürzlich bei der Präsentation von Arbeiten von Klaus Fresenius im nahen Purrmann-Haus, die wohlweislich erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland entstanden sind, persönlich überzeugen. China hat auf Fresenius eingewirkt, hat ihn bewegt, China hat seine Aufmerksamkeit gefunden, und seine Arbeiten verdienen wiederum unsere Aufmerksamkeit. Sie sind ein Spiegel von in China gemachten Erfahrungen des Künstlers, aus eigener Anschauung und eigenem Schaffen heraus gemachte Erfahrungen, aus denen Fresenius ein enormes kreatives Potential geschöpft hat und noch heute schöpft. Wir können schon jetzt gespannt sein, welche weiteren Wege Klaus Fresenius in nächster Zeit zu beschreiten gedenkt. In China freilich ist er mit einem Blick auf das hier präsentierte Werk längst angekommen. Er hat sein Ziel erreicht, nach fast 20 Jahren, das Ziel seiner Wünsche, seiner Sehnsüchte. Nach einem Welcome to China wird es womöglich irgendwann einmal ein Back to China geben; davon kann man meines Erachtens mit ziemlicher Sicherheit ausgehen. Lassen wir uns überraschen!


Begleitprogramm


02.07.06 | 11.00 Uhr
Klaus Fresenius liest aus seinen Reisetagebüchern

09.07.06 | 11.00 Uhr
Klaus Fresenius führt durch die Ausstellung



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Klaus Fresenius in Fujian