Stadt Rockenhausen / Array
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Matthias Lutzeyer
24.06.18 bis 19.08.18
Kahnweilerhaus
Atelier Matthias Lutzeyer, Atelierausschnitt, 2013

Vernissage am 24.06.18 um 11.00 Uhr
Einführung: Claudia Gross, Kunsthistorikerin (Kaiserslautern)

"Schon seit langem wird das traditionelle Bild in den Räumen der Galerien, Privatsammlungen und Museen durch das großformatige, photographische Bild oder durch Ready-mades und Medienkunst ersetzt. Vor allem übernimmt die Photographie heutzutage die traditionellen Aufgaben der Malerei, die sich die Malerei nicht mehr zu erfüllen traut. Das malerische Bild zerbrach allmählich unter den überzogenen Erwartungen und Forderungen, mit denen es seit dem Aufkommen der historischen Avantgarde konfrontiert wurde," schreibt Boris Groys in seinem Aufsatz "Die arbeitslose Farbe" und ergänzt noch an anderer Stelle: "Die neuen Techniken der Bildproduktion haben die Farbe arbeitslos gemacht und das Verdienst von Matthias Lutzeyer besteht darin, die Farbe schonungslos und konsequent in diesem Zustand zu zeigen."
Seine Objekte bewegen sich an der Grenze zwischen Relief und klassischem Tafelbild. Die informelle Struktur seiner Werke beruhe wesentlich auf einer scheinbaren Dominanz des Stofflichen, fortwährend leicht variierenden  Mischungen von pulverisierendem Eisenoxyd mit wechselndem Binder, mit dem sich der Künstler zunächst des Materialbestandes der klassischen Ölmalerei bediene, stellt Roland Halfen in seinem Text zum Ausstellungskatalog fest.

"Die Assoziation an vulkanische Prozesse und deren zähe Urschlacken hat sich längst eingestellt und ist auch so schnell nicht mehr zu vertreiben. Etwas Gefährliches haftet an diesen Energiefeldern," stellte Reinhard Ermen in seinem Text zur Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück im Jahre 2009 fest. Und dann fährt er fort: "An Malerei denkt man vielleicht zuletzt, doch sie bleibt der notwendige Bezugspunkt dieser Arbeit und wie Matthias Lutzeyer sie in der aktuellen Auseinandersetzung um das Medium verortet. Das sich vergewissernde Sehen stößt dabei auf Grundsätzliches, anders gesagt: Die mitlaufenden  Entgrenzungen machen einen Sinn nur durch den ihnen eingeschriebenen Diskurs und was eine  Grenze ist, ergibt sich erst im Blick zurück."
Gelegentlich wandern diese Bilder auch von der Wand auf den Boden, um dort nur noch sehr bedingt als Bilder wahrgenommen zu werden. Die Vertikale bleibt der primäre Austragungsort des medialen Balanceaktes. Dem mutwilligen Eskapismus stellt sich an einem bestimmten Punkt die natürliche Stabilität des Materials in den Weg oder schlicht und einfach das Gewicht. 

"Unnötig zu sagen, dass im klassischen Sinn nicht mehr gemalt wird. Lutzeyer modelliert ein Material, das er sich nach seinen Bedürfnissen in gewisser Weise neu erfunden hat, seit 2003 fast ausschließlich Rußpigmente mit Leinöl, die in einem eigens dafür entwickelten Gestehungsprozess als trocken-teigige Masse bereitgestellt und weitgehend von Hand bewegt wird," schreibt Reihard Ermen in dem bereits weiter oben erwähnten Beitrag.

Zur Konzeption des Künstlers erfahren wir noch, dass sich wuchernde Farbgebirge um eine Holztafel, gelegentlich auch um einen Keilrahmen entwickeln. Das ist eine konzeptionelle Maßnahme, die diese Objekte gleichsam von innen stützt. Die Tafel ist gleichsam das Herz des Bildes. Sie ist nicht immer zu sehen aber immer zu spüren.


[http://www.lutzeyer.de]

Öffnungszeiten:
Do. bis So. von 15.00 bis 17.00 Uhr
und nach Vereinbarung, Tel: 0 63 61 /10 89



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Atelier Matthias Lutzeyer, Atelierausschnitt, 2013