Die im Jahr 1902 in Heidelberg geborene Malerin Senta Geißler gehört zu den beachtenswertesten Kunstschaffenden, die die Region in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Als eine der ersten Frauen in der Kunst studierte sie ab 1919 an der Kunstakademie in Karlsruhe. Ihr Großonkel, der Maler Wilhelm Nagel (1866–1945), hatte der Kunstinteressierten das Zeichnen auf gemeinsamen Ausflügen schon in ihrer Jugend beigebracht. Als Meisterschülerin von Albert Haueisen an der Karlsruher Akademie übernahm sie dessen Begeisterung für die Kraft der Farben und schärfte ihr Interesse für Landschafts- und Naturdarstellungen.
Seit Mitte der 1920er Jahre lebte Senta Geißler mit ihrem Mann, dem Arzt und Kunstsammler Albert Rohrbach, in Ludwigshafen. Dieser pflegte regen Austausch mit Vertretern der künstlerischen Moderne in Deutschland und konnte Senta Geißler für diese Kunst begeistern. Waren es bis dahin eher die deutschen Impressionisten wie Max Liebermann, die ihr imponiert hatten, so richtete sich dann ihr Focus auf die Auseinandersetzung mit den Franzosen, vor allem mit Paul Cézanne und später auch mit Henri Matisse. Ihr intensiver Austausch mit der einheimischen Kunstszene und die Kontakte zu bedeutenden Künstlern, darunter Kurt Schwitters oder Hans Arp, machten sie bald zu einer Schlüsselfigur des kulturellen Lebens der Stadt.
Zeit ihres Lebens verspürte Senta Geißler eine große Begeisterung für die Länder des europäischen Südens, besonders für Italien, das ihr persönliches Arkadien werden sollte. Schon in den 1930er Jahren brachte sie ihre Vorstellung der antiken Welt in einer Reihe von beachtenswerten Tuscheund Aquarellzeichnungen aufs Papier, die sie Figurendarstellungen in italienischen Landschaften und deren antiken Architekturen widmete - bestechend in der Sicherheit der Zeichnung und in ihrer Reduktion auf die Umrißkonturen an Matisse erinnernd.
Nach dem Tod ihres Mannes reiste Senta Geißler 1958 nach Italien, im darauffolgenden Jahr beschloss sie, dorthin auszuwandern. Nach verschiedenen Stationen lebte sie schließlich über ein Jahrzehnt in Agrigento auf Sizilien. Hier entstanden zahlreiche Gemälde und Zeichnungen, Landschafts- und Architektur-Darstellungen, aber auch Stillleben mit arrangierten Gegenständen, indenen sie versuchte, etwas vom Wesen der Landschaft, in der sie lebte, und deren Menschen, einzufangen
Die Ausstellung "Senta Geißler - Sehnsucht nach Arkadien" konzentriert sich auf die im Kopf und vor Ort entstandenen Bilder der Künstlerin von imaginierten und real vorhandenen südlichen Landschaften. Zu sehen sind die frühen Antiken-Zeichnungen ebenso wie auch spätere Gemälde aus Italien sowie Zeichnungen von Früchten des Südens und auch ihrer Katzen, mit denen sie bis 1974 im Süden lebte. Im Alter von 98 Jahren starb Senta Geißler 2000 in Ludwigshafen.