Rhein-Pfalz-Kreis / diverse Veranstaltungsorte
Susanne Schmidt
Ausstellung im Alten Rathaus Schifferstadt
13.04.11 bis 22.05.11

Vernissage am 13.04.11 um 19.30 Uhr
Grußwort: Konrad Reichert, Beigeordneter des Rhein-Pfalz-Kreises
Begrüßung: Beate Jacobi, Beigeordnete der Stadt Schifferstadt
Einführung: Paul Platz
Musik: Thomas Denzinger, Piano

Wie der Titel der Ausstellung "Farbräume" sagt, leben ihre zum Teil sehr großformatigen Bilder von Farbe und Raum. Dies gelingt ihr auf zwei unterschiedliche Arten, der Lasur- und pastosen Technik. Susanne Schmidt ist seit 2003 künstlerisch tätig und ließ sich unter anderem an der Europäischen Kunstakademie in Trier ausbilden. Mittlerweile stellte sie mehrfach aus. Sie lebt und arbeitet in Hanhofen.


Einführung von Paul Platz

Die Künstlerin nennt ihre Ausstellung Farbräume. Der Begriff Farbräume definiert Susanne Schmidt in diesem Zusammenhang, dass Farbe die zentrale Rolle in diesen, in ihren Bildern spielt. Es geht also weniger um eine gewisse, bestimmte Abbildung, um eine Form; einen Gegenstand, eine Person mit den vielfältigen Mitteln der Malerei abzubilden, sondern vielmehr um die Kraft der Farbe, die die Flächen erobert, sie ausfüllt, diese alleinig beherrscht vom großen monochromen Areal bis hin zum reduzierten Detail. Susanne Schmidt zeigt heute Abend fast ausnahmslos aktuelle Gemälde, schwerpunktmäßig sind es große Formate. Sie hat mittlerweile den Reiz der weiten, leeren Fläche für sich entdeckt, auf ihren selbstgefertigten und -grundierten Leinwänden entwickelt sie ihre Abbildung, ihre Aussageabsicht. Voller Ruhe und Konzentration erarbeitet sie das Motiv, deckt das Vakuum in den verschiedensten Schritten, erobert in langsamen doch zielorientierten Zügen das blasse Rechteck.

Dass sie das mit einer besondern Art von Muße tut, liegt nicht zuletzt an ihrer Ausbildung als Yogalehrerin. Bei ihren Bildern könnte man es sich durchaus vorstellen, dass ein Mensch vor einem ihrer Gemälde sitzt, tief versunken in Meditation. Im Profil sieht man den leicht angehobenen Kopf. Man ahnt, der Blick ist auf das Gemälde geheftet. Man fühlt, wie ein unsichtbarer Absorbtionsfaden den Meditierenden in das Bild hineinzieht.

Es geht eine bestimmte Kraft von ihren Gemälden aus, ohne Übertreibung kann man sie als magisch bezeichnen. Wie ergeht es einem, wenn man sich in leicht schummrigem Tageslicht in die zerfließenden Farbflächen eines dieser großformatigen Werke hineinträumt? Wenn das Auge einer Linie lasziv verlaufener Ränder folgt, wenn es dann anhält an einer mit weichem Pinsel hingehauchten, vielleicht getupften, hell scheinenden Bordüre, deren weich gerundete Ecken das weitläufige dominierende Farbfeld umschließt. In diesem Hauptteil herrscht nur die eine reine Farbe, leicht bis heftig pulsierend zwischen dünnerem und dickerem Farbauftrag, der eben nicht ebenmäßig ist, sondern auf subtile Weise ungleichmäßig-wolkig und bewegt zu sein scheint. Unwillkürlich fällt einem der Leitspruch eines großen Yoga-Meisters ein: "Alles lebt". Durch die Lasur hindurch raunt die darunter liegende Farbschicht. Sie behält ihr Geheimnis für sich.

Schmidts typische Malerei ist kein abstrakter Expressionismus. Sie versteht sich als eine Malerin von Emotionen. Sie mischt ihre Acrylfarben mit Pigmenten selbst, sie trägt sie nur in den wenigsten Augenblicken mit dem Pinsel auf, sie nutzt vielmehr Rollen, Spachteln oder Papier, sie malt nicht, sagt sie selbst, sondern sie macht Bilder. Auch wenn die Farbe das alles beherrschende Moment ihrer Bilder ist, sind diese nie bunt, allerdings auch nie monochrom, sie variiert eher mit einer bestimmten, ausgesuchten Farbpalette, schafft mit den Werkzeugen, die sie nutzt, um die Farbe aufzutragen, Strukturen. So entsteht Lebendigkeit, Kraft, das Werk bekommt einen haptischen Charakter, die pastose Farbe, der Hintergrund, manche Papiere, die als Collagen angelegt und teilweise freigelegt wurden, begründen eine eigene, besondere Tiefe, schaffen Räume, lassen das Auge von Stelle zu Stelle wandern, es dort verharren, sich vertiefen, sich verlieren.

Bei ihren Lasurarbeiten handelt es sich im Gegensatz zu den eben besprochenen Gemälden um geplante Bilder. Sie sind streng geometrisch, mit geraden Linien, teilweise rechten Winkeln und klaren, zweidimensionalen Flächen aufgebaut, eine mathematisch-konstruierte Formenwelt. Sie benutzt hier nur einen Farbton, verdünnt diesen ins Extreme und trägt diese Schattierungen immer und immer wieder auf, bis zu 100 Schichten entstehen so, eine eigene Farbenwelt wird variiert und arrangiert, die doch durch ihren Ursprung zusammengehört und die die unterschiedliche geometrische Formensprache der Abbildung so zusammenführen kann. Die hochverdünnte Farbe verleiht der Abbildung Leichtigkeit, wie Schleier muten manche Flächen an, das Motiv wirkt durchsichtig, weitet sich so, kann die Strenge der klaren, exakten Darstellung verlassen. Es ist eine klare Formensprache, die Susanne Schmidt hier formuliert, der Betrachter erfasst die Abbildung, die Aussageabsicht sofort, das Auge kann sich schnell auf das Gesamte konzentrieren.

So vielfältig auch das Oeuvre von Susanne Schmidt erscheinen mag, unerwähnt blieben ihre kleine Arbeiten, in denen sie mittels farbigem Papier Bilder geschaffen hat, eines zieht sich doch durch ihren schöpferischen Arbeitsprozess hindurch: Es ist die große Konzentration, die meditative Kraft, die ihr Schaffen charakterisiert und eigentlich erst ermöglicht. Gerade das Lasieren bedeutet bewusstes Wiederholen des immer wieder gleichen Vorgangs. Die Reduktion auf Weniges setzt Ruhe und Konzentration voraus, sowohl bei der Künstlerin als auch später beim Betrachter. Aber auch bei den pastosen Arbeiten wird der Kunstgenießer automatisch in einen Dialog hineingezogen, in ein Gespräch zwischen den interessanten Details, den aufgebrochenen und unvollständigen Stellen und lässt so eigene Assoziationen entstehen. Aber nutzen Sie heute Abend die Gelegenheit und nehmen nicht nur den Dialog mit den Bildern, sondern auch mit Susanne Schmidt auf.




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