Kunstverein Villa Streccius Landau / Villa Streccius Landau
Maryla Hampel
"Vom Abenteuer, dem Ton Leben einzuhauchen"
Künstlerische Vorführung im Kunstverein Villa Streccius im Rahmen der Ausstellung "Gebrannte Kunst"
14.01.07

Wie verwandelt man einen stumpfen Tonklotz in ein atemberaubend fragiles und schillerndes Gebilde, wie bläst man ihm ästhetisch Leben ein? So wie in der biblischen Genesis Gott den Menschen aus (Ton)Erde formte, ist jede keramische Kunst ein besonderer Schöpfungsakt.

Maryla Hampel, eine der 18 Professoren und Absolventen der Akademie für künstlerische Keramik aus Wroclaw/Breslau, welche zur Zeit in der Ausstellung "Gebrannte Kunst" im Landauer Kunstverein ausstellen, wird am Sonntag, den 14.01.07, ab 15.00 Uhr, in der Villa Streccius von ihren reichen künstlerischen Erfahrungen und der Hochburg der polnischen Keramikkunst in Breslau berichten und Arbeitsverfahren vorführen.

Die 1943 in Chorzow geborene Künstlerin, welche 1970 an der Wroclawer Kunstakademie ihr Diplom ablegte, zählt wie alle ihre Mitaussteller zu der Spitze der internationalen Keramikkünstler mit vielen Ausstellungen in Polen, Deutschland und weiteren Ländern.
M. Hampel, die seit einigen Jahren im pfälzischen Freisbach lebt, wird mitten in den Ausstellungsräumen der "Gebrannten Kunst" eine Art virtuellen keramischen Workshop durchführen, wobei nicht nur eigene Werke, sondern auch die der anderen 17 "Tonmeister" als Beispiele für die immense Komplexität und die ideelle schöpferische Vielfalt der Keramikkunst dienen. Bis heute ist die künstlerische Keramik eine höchst seltene Sparte des Kunstschaffens geblieben, - die Akademie in Breslau ist so die einzige Kunstakademie in ganz Polen, welche hierfür eine Fakultät besitzt.

Keramisches Kunstschaffen ist eine Herausforderung - in den intellektuellen Voraussetzungen komplexer jedenfalls als klassische Bildhauerei, deren Grundmaterial wie Stein oder Holz nur eine schmale Wahlfreiheit lässt.

Die Tonerden, das Formmaterial der Keramik, sind teilweise komplizierte chemische Gemenge, in denen neben Grundstoffen wie Quarzsand, Aluminiumoxid, Kieselsäure und Wasser noch mehrere Hundert andere chemische Zusätze vorkommen können, von organischer Asche bis zu Mineralien und Erzen - kein Wunder, dass man aus der Behandlung dieses Materials eine Wissenschaft machte und die Erscheinungsform der Keramik sowohl in Form wie in der Farbe unendliche Varianten annehmen kann.

Letztlich, und das wird auch Thema von Maryla Hampel sein, benötigt die künstlerische Keramik eine eigene Ästhetik, um sich von praktische Zwecken zu befreien, wie sie vor allem beim Kunstgewerbe vorherrschen. Die Ausstellung bietet hierzu herausragendes Material.
Doch sind abstrakte oder phantastische Formen ohne Zweckbindung nur eines der möglichen Ausdrucksmittel. Es lassen sich vor allem an der Natur orientierte Gestaltformen entwickeln, es lassen sich aber auch lebensgroße Abgüsse des menschlichen Körpers oder Kombinationen mit anderen Werkstoffen herstellen, oder man arbeitet mit verfremdeten Kulturobjekten wie etwa Amphoren.Dass bei dem weichen Grundmaterial Ton stets besondere konstruktive Lösungen erforderlich sind, bedeutet auch stets eine technische Herausforderung an den Künstler.

Das Bundesland Rheinland-Pfalz nimmt mit dem Institut für künstlerische Keramik in Höhr-Grenzhausen einen ähnlich hohen Stellenwert ein wie die Breslauer Akademie, Landau kann stolz darauf sein, die Jubiläumsausstellung zum 60jährigen Bestehen der Breslauer Akademie ausrichten zu dürfen. Ministerpräsident Kurt Beck hat für die Ausstellung, zu der auch ein Katalog erschienen ist, die Schirmherrschaft übernommen.



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