"Die Ambivalenz der Natur"

Federn, Fasern, Stacheln - aus solchen natürlichen wie auch Natur assoziierenden Materialien baut Petra Jung Hüllen und Nester. Mit ausgeprägtem Einfühlungsvermögen schafft sie neue mögliche Behausungen, die aussehen, als seien sie eben erst verlassen worden, als sei gerade jemand flügge in die Welt hinausgezogen, um das Leben zu erfahren.

Petra Jung ist fasziniert vom Leben mit seinen Möglichkeiten und Metamorphosen. Leben heißt Veränderung, Wandlung. Aus einzelnen Phasen überdauern Relikte, Hüllen und Keime. Auf sie nimmt die Künstlerin Bezug, integriert sie in ihre Objekte und mobilisiert dadurch unser Gespür für die prozessualen organischen Abläufe. Auch wir Menschen sind eingebunden in fortlaufende Verände¬rungen, in die wir uns temporär einzurichten versuchen. Irgendwann müssen wir unsere Nester und Hüllen zurücklassen, um weiterzukommen.

Jungs stachelbesetzte Refugien können als ambivalente, Schutz gewährende Heimstätten interpretiert werden, die Gefahr und Halt, Abwehr und Anmut in sich vereinen. Sie bezeugen ein geheimnisvolles Innenleben und sind von traumhafter Leichtigkeit. Die verlassenen Häute Petra Jungs fordern Behutsamkeit ein, auch ohne abwehrende Zacken.

Dr. Petra Wilhelmy