Katalog zur Ausstellung "Ulli Bomans - Wishflowers" im Kunsthaus Frankenthal vom 05.12.20 bis 14.02.21
"Das Gesicht ist die Kennung des Individuums. Und das 'imago' im Hinterkopf des Betrachters entscheidet in Sekundenschnelle dazu über Ja oder Nein, über Sympathie oder Antipathie, ist also grundlegend für das weitere soziale Verhalten. Kein Wunder, dass die Porträtkunst über die Jahrhunderte eine hochangesehene Gattung der Malerei war. Heute ist die Porträtmalerei Randereignis. Die Fotografie und die verschiedenen fotografischen Anwendungen habe ihre Funktion übernommen und zu neuen Ausdrucksformen geführt.
Ulli Bomans widmet sich dem Porträt mittels elektrofotografischer Methoden, die Grundlage seiner Arbeit ist die Fotokopie. Was eisnt in den 1960er Jahren als Vervielfältigungsverfahren der Bürotechnik begann, hat sich in der kreativen Aneignung durch Künstler zur Copy Art entwickelt. (...)
Gemessen an der riesigen Zahl der Nutzer dieser populären Alltagstechnik sind Künstler, die das Medium gezielt für ihre Zwecke nutzen, ein kleine Anzahl von Könnern. Zu denen auch Ulli Bomans zählt. Er benützt zunächst die einfache Vervielfältigung, so in der 2014 entstandenen Porträtserie "Swinton Siblings", in der er eine Fotografie der Schauspielerin Tilda Swinton in 155 Kopien jeweils malerisch bearbeitet und damit gewisse Unregelmäßigkeiten in den Einzelbildern der androgynen Erscheinung erreicht. Neben der bearbeiteten Einzelkope ist es vorallem die Technik der Copy-Collage, die sein Schaffen kennzeichnet."
Heinz Höfchen, Faces reloaded, 2021
