"Als ich mich an einem regnerischen Tag im Jahr 1919 in einer Stadt am Rhein befand, übten plötzlich die Seiten eines illustrierten Kataloges eine überraschende Obsession auf meinen Blick aus, auf denen Gegenstände abgebildet waren, die zu anthropologischen, mikroskopischen, psychologischen, mineralogischen und paläontologischen Demonstrationen dienten. Ich fand dort derart wesensfremde gegenständliche Elemente vereinigt, dass die Absurdität dieser Zusammenstellung eine plötzliche Steigerung meiner visionären Fähigkeiten bewirkte und eine halluzinatorische Folge widerspruchsvoller, doppelter, dreifacher und vielfacher Bilder vor mir entstehen ließ, die sich mit der Eindringlichkeit und der Geschwindigkeit ablösten, wie sie Liebeserinnerungen oder Visionen des Halbschlafs eigen sind. Die Bilder verlangten von sich aus nach einer Vereinigung auf neuer Ebene, in einem neuen Unbekannten (der Ebene des Unangemessenen). Um wiederzugeben, was ich innerlich sah, genügte es mir, diesen Katalogseiten zeichnend oder malend eine Farbe, ein paar Bleistiftstriche hinzuzufügen, die dargestellten Gegenstände mit einer fremden Landschaft, der Wüste, einem Himmel, einem geologischen Schnitt, einem Boden, einer einzigen geraden Linie, die den Horizont bezeichnet, zu umgeben, um auf diese Art ein genaues, festes Bild meiner Halluzinationen zu erzeugen, um das, was zuvor nur banale Seiten eines Reklamekataloges gewesen waren, in Dramen zu verwandeln, die meine geheimsten Wünsche offenbarten."
(Max Ernst)