Hermann Theophil Juncker
Hermann Theophil Juncker - Maler und Grafiker

Das Werk des Malers Hermann Theophil Juncker ist nicht zu verstehen, ohne seine Anfänge im Elternhaus und die ihm durch Studium und Künstlervereinigungen zugekommenen mannigfachen Einflüsse seiner Lehrer, Vorbilder und Zeitgenossen zu kennen. Nicht Summe, sondern Anverwandlung, nicht Epigone, sondern geleitet von der Linie Entdecker eigener Welten: Werk und Künstler beanspruchen ein eigenes Territorium auf dem Feld der regionalen Kunstszene.
Wie daraus die für ihn typische Handschrift des vibrierenden, im ziselierten Ornament, sich verlierenden Strichs auf dämmernder Fläche wurde, lässt sich, dank sorgfältiger Dokumentation durch den Künstler selbst, nachvollziehen. Darin spiegeln sich nicht nur die Stationen eines Malerlebens, sondern auch die Kunstgeschichte der Region, in der Hermann Theophil Juncker fest verwurzelt ist.

Der Wechsel nach Karlsruhe sorgte für neue Einflüsse und markierte weniger einen Bruch mit der vom Vater vermittelten Bildwelt, sondern erweiterte sie und damit die Palette des jungen Malers um harte Rot-Grün- oder Orange-Blau- oder Gelb-Lila-Kontraste. Die Phase des Lernens ordnete sich neu und bekam Struktur. Er trat in die Malklasse des Expressionisten und "Brücke"-Malers Erich Heckel und in die Zeichenklasse von Otto Laible ein. Der 21jährige wandte sich dem Expressionismus zu.

Der Kubismus wurde zum Ferment, mit dem sich die saarländischen Maler dieser Zeit an die Gegenwart heranarbeiteten. Hermann Theophil Juncker führte beides zusammen. Die Drucktechnik leistete der mittlerweile zur nervösen Strichfolge verwandelten Handschrift des Malers und Zeichners Vorschub. Ätz- und Kaltnadeltechnik übersetzten die zunehmend abstrahierenden, aber bisweilen mit surrealen Einschüben versehenen Bildgefüge kongenial von der Platte aufs Papier.

Als eines der ältesten Mitglieder des Saarländischen Künstlerbundes repräsentiert er die saarländische Kunstgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie er als Kunsterzieher zwei Generationen von Schülerinnen und Schülern geprägt hat. Als Referent und Redner übernahm er zudem seit den sechziger Jahren im Auftrag der Volkshochschule, des Studium Generale an den Homburger Universitätskliniken oder aus Anlass von Jubiläumsfeiern seiner Schule im Homburger Kulturleben die Rolle des Kulturvermittlers.

Die von ihm entworfenen Kirchenfenster für die Homburger protestantische Stadtkirche bestimmen zugleich seine künstlerische Position der neunziger Jahre bis heute. Das notwendig große Format der Fenster wirkte auf seine Malerei. Mehrteilige Arbeiten und Leinwände in der Größenordnung von zwei Meter auf einem Meter 50 sind seitdem keine Seltenheit.

Die inhaltliche Beschäftigung mit dem Verhältnis von Schöpfung und Glauben ließ ihn in den Neunzigern zu einer "art engagé" finden. Er wählte sich die Rolle des Warners, wenn er vor der Jahrtausendwende in seinen Bildern über Umweltzerstörung, Verrohung der Menschen durch Gewalt und Profitstreben und die Schwäche politischer System nachdachte.

Hermann Theophil Juncker konnte dabei auf seine über die Jahre entwickelte Bildsprache zurückgreifen und in verschiedenen Medien umsetzen. Das geschieht in seinen Kleinplastiken aus Bronze ebenso wie in seinen Radierungen und Zeichnungen, in seinen Gemälden wie in den alljährlich zum Jahreswechsel verschickten Neujahrskarten, in denen er seinen Kommentar zur Lage der Welt ins Bild setzt. Er hat seine Sprache gefunden.

Dr. Sabine Graf