Der Künstler Wolfgang Pankoke beschäftigt sich seit einiger Zeit mit der Computergraphik - oder soll man sagen, er ist ihrer Faszination erlegen? Beides dürfte richtig sein, denn er bearbeitet ausgehend von der Photographie über digitale Prozesse diese Arbeiten, indem er verschiedene Aufnahmen in einem collagierenden Verfahren zur Komposition in einer elektronisch gesteuerten Montage zusammenfügt. Auf den ersten Blick entsteht eine eigentümlich realistische Welt, die gerade in dem Detailreichtum ihre Phantastik und zum Teil magische und auch dämonisierende Erscheinung entfaltet.
Pankoke geht es dabei nicht in erster Linie um das stillebenhafte Arrangement der Gegenstände, vielmehr um die Farbwirkung, die in der Verfremdung das Wesen des abgebildeten Bildgegenstandes besonders hervorhebt und so eine Faszination an den aus dem Alltag genommenen Fundstücken hervorruft.

Dabei macht sich der Künstler zum Anwalt der Bildgegenstände, er sucht und findet sie ihrer ursprünglichen Funktionen entkleidet in dem Zustand eines stillen Zerfallsprozesses. Gewissenhaft notiert er mit Hilfe seiner Kamera, was Zeit, Vernachlässigung, Rost, bewusste Zerstörung und Deformation ihnen angetan haben. Zugleich weiß er um das im Stadium des Verfalls gegründete ästhetische Erlebnis, weil auch zerstörerische Kräfte Schönheit zu stiften wissen.
Daneben sucht er das Geheimnisvolle und Rätselhafte, wenn diese Fundstücke in neuer Maßstäblichkeit in seinen elektronisch hergestellten Bildmontagen auftauchen. Die Irritation rufen dabei die artifizielle Räumlichkeit, in der sie versetzt worden sind und das stillebenartige Zusammentreffen mit anderen Fragmenten auf der Bildfläche hervor.

Pankoke führt uns vor, welche Faszinationskraft diese alltäglichen Dinge auf unser Auge ausüben können. Dabei sucht Pankoke durchaus nach neuen Ausdrucksformen einer Vanitasmotivik. Gelegentlich erscheinen sie in einem feierlichen vergoldet anmutenden Rahmen wie Ikonen der Arbeitswelt. Dahinter verbirgt sich ein ambivalentes Verhältnis des Künstlers zu seinem Material, wenn die Ikone als Sinnbild des Ewigen formal für die Darstellung des Vergänglichen benutzt werden muss. Generell gilt, dass Pankoke mit seinen Montagen neue ästhetische Gegebenheiten schafft.

Clemens Jöckle