Publikationen
Gondosch, Dietrich: "Unzeitgemäße Kunstbetrachtungen"
Buch
Dietrich Gondosch
Unzeitgemäße Kunstbetrachtungen
Unzeitgemäße Kunstbetrachtungen
Buch
Dietrich Gondosch
Unzeitgemäße Kunstbetrachtungen
Unzeitgemäße Kunstbetrachtungen

Erscheinungsjahr: 2010
Herausgeber: Gondosch Dietrich
Künstler: Gondosch Dietrich
Autor(en): Gondosch Dietrich

Format: Druck / Print
Seitenanzahl: 176 Seiten
ISBN-13: 978-3-89857-265-1
Verlag: PLÖGER-Verlag, Annweiler

Preis: 16.8 EUR

... Die größere Provokation besteht tatsächlich heute im Angebot von Identifikationsmöglichkeiten als im Angebot von kritischer Distanz. Anders gesagt: Ein positives Angebot weckt bei uns mehr Misstrauen als ein negatives. Gut finden wir die Ablehnung des Bestehenden, schlecht die Übereinstimung damit. Auch die Kunst, das besondere Bild der Wirklichkeit, spiegelt diese Zeitgeisthaltung. "Wir können doch heute nicht mehr so malen, wie früher", sagt der Aktionskünstler, "die Welt ist zu kaputt". Und wie sah die Welt im Dreißigjährigen Krieg aus (und die zeitgenössischen Bilder)? Wie sah sie in der Pestzeit Italiens aus, wie kaputt war Mozarts Welt oder die von Michelangelo, der nicht wusste, wie er alle Mäuler seiner Großfamilie stopfen sollte? "Ich bin kaputt, also male ich kaputt", und das ist die richtige künstlerische "Moral" - eine einfache und kurzschlüssig ebenso "schlagende" Haltung wie die umgekehrte des Naivlings oder der Naiven, die sagen, "mir fehlt nichts, also ist die Welt in Ordnung, und ich male die heile Welt". Beiden fehlt die Spannung zwischen den Gegensätzen, aus denen die Kunst lebt.

Der Ausdruck unproduktiver und einfallsloser Nörgelhaltung ist ebenso langweilig wie der naive Ausdruck hübscher Dekoration. Aber auch die dritte Möglichkeit, der Schluss, einem "Sinnverlust des heutigen Lebens" entspreche eine diesen Sinnverlust ausdrückende Kunst, erscheint zwar schlüssig, die entsprechenden Kunstwerke enttäuschen jedoch durch ihren Mangel an Auseinandersetzung mit dem Bestehenden. Der Betrachter, Hörer, Leser sucht bei allen drei dargestellten künstlerischen Positionen, bewusst oder unbewusst, vergeblich die Ansatzmöglichkeit, sich mit seinem Fühlen und Empfinden, seinem Temperament und Vorstellungsvermögen, mit Lust und Laune zu reiben. Er vermisst die Arbeit, die ein ernsthafter Künstler in ein Kunstwerk steckt.

Ein gutes Kunstwerk - jetzt kommt die eingangs erwähnt Provokation - kann man daran erkennen, dass es handwerklich gekonnt, formal gelungen und ideell verarbeitet ist. Das heißt weiter, dass ein Kunstwerk, welches sich anhand dieser drei Kriterien nicht prüfen lässt, den Ansprüchen nicht genügt, die man an ein Kunstwerk stellen muss. Kunst kann vielleicht alles sein. Wenn die Konzentration auf "das Kunstwerk" hier aber vorgenommen wird und einen Sinn erhalten soll, so darf man sich um die Definition dieses Begriffs nicht herumdrücken. Der Künstler nimmt sich die Freiheit. Aber es ist nicht die blinde Freiheit, nicht Willkür oder Zufall. Es ist die Freiheit dessen, der weiß, woher er kommt und wohin er will, worauf er sich konzentrieren will - deshalb bleibt er "im Rahmen". Damit ermöglicht er die Konzentration auch für den Interessenten. (Gerät er "außer Rand und Band", bedarf er weniger der Kunstkritik als vielmehr der Therapie). Auf seinem Weg aber voll Ernst und Freude, Trauer und Spaß, Traum und Rausch, Qual und Wonne kann ihn der Zeitgenosse treffen, der Kunstfreund begleiten.

Das Nietzsche-Motto "...als ob es irgendeinen SINN hätte, jemandem das richtige DENKEN beizubringen, wenn es nicht zuvor gelungen wäre, ihm das richtige EMMPFINDEN zu VERMITTELN" (vgl. Zitat S. 26), stellen wir von Anfang an darüber. Die vier hervorgehobenen Worte können alles enthalten, was vor Einseitigkeit in der Kunst schützt: die Frage nach Lebenssinn, die Notwendigkeit des Nachdenkens und die Vermittlung der richtigen Empfindung.
(Auszug aus: Dietrich Gondosch: Unzeitgemäße Kunstbetrachtungen)

Zum Inhalt:
Die Haltung gegenüber Kunstwerken: "… da erlaube ich mir kein eigenes Urteil!" ist nicht nur bequem, sie ist auch falsch. Dietrich Gondosch zeigt schlüssig und beispielhaft, dass es durchaus für jeden modeunabhänige Beurteilungskriterien gibt. Er macht Mut zum eigenen Urteil und zur Freiheit von der Diktatur eines oftmals kulturlos und sinnfremd erscheinenden Kunstmarktes.

Bezugsadresse:
Plöger Medien
Titel vergriffen!
Restposten beim Autor direkt bestellbar gegen Rechnung: 7 EUR.
Portofrei bei:
D. Gondosch, Marktstraße 8, 76831 Billigheim
oder per email: dgondosch@gmx.de


Rubrik KÜNSTLER: Dietrich Gondosch


Weitere PUBLIKATIONEN in der Kategorie: Malerei | Zeichnung | Grafik


[zum Gesamtverzeichnis aller Publikationen auf dem Kunstportal Pfalz]