Bezirksverband Pfalz / Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)
"Bildhauer treiben's bunt"
Farbe in Skulptur und Plastik
10.09.11 bis 30.10.11
Hans Nagel
Hans Nagel: "ER 4 (Signalrot)", 1965, Eisen, lackiert

Vernissage am 09.09.11 um 19.00 Uhr
Einführung: Martina Treiber, Kuratorin

In der Schau mit ausgewählten dreidimensionalen Werken aus der Sammlung des Hauses steht die Farbe im Mittelpunkt. Frei nach einem Ausspruch von Walter Gropius - "Bunt ist meine Lieblingsfarbe" - werden hier leuchtend farbige, aber auch in sanften Farbtönen scheinende Skulpturen und Plastiken vereint.

Farben beeinflussen den Betrachter bewusst und unterbewusst, lösen Emotionen und Assoziationen aus. So ist es nicht verwunderlich, dass Licht und Farben einen starken Einfluss auf unsere Stimmungslage und unser Wohlbefinden ausüben. Die Farbe Rot etwa kann für Vitalität und Energie, Liebe und Leidenschaft stehen. Sie kann aber auch aggressiv und aufwühlend wirken, Wut, Zorn und Brutalität verkörpern. Ein kühles Blau vermittelt Ruhe und Sehnsucht, die aber auch in Melancholie umschlagen kann.

Diese unterschiedlichen Eigenschaften und Wirkungsweisen von Farben nutzen auch Bildhauer für ihre Werke. Feuerrote Lackfarbe verstärkt die Plastizität von Hans Nagels Röhrenknäuel-Arbeit. Nagel, der 1926 in Frankfurt am Main geboren wurde und 1978 in Bonn starb, fertigte seit 1965 Röhrenplastiken. Ein sich kraftvoll im Raum ausdehnendes und raumbeherrschendes Gebilde mit dem Titel "Signalrot" windet sich mit unbändiger Kraft, scheint sich vor unseren Augen zu bewegen. Die klare und leuchtende Farbe steigert die Dynamik und Spannung.

Wiederholt sich der gleiche Eindruck in den fliegenden Steinen, den "Sassi volanti" Helmut Dirnaichners? Für das Mobile verwendet der 1942 im oberbayrischen Kolbermoor geborene und nun in Italien lebende Künstler die Edelsteinpigmente Lapislazuli, Zinnober und Jaspis. Die federleicht im Raum schwebenden "Steine" verändern ihre Farbwirkung mit jedem Luftzug. Mal scheinen sie intensiver zu leuchten, mal in sanften Tönen zu schimmern. Sie ermöglichen in ihrer ständigen Verwandlung unterschiedliche Wahrnehmungen. Es ist ein sensibles Spiel mit Farben und Formen, das die zarte Wirkung der kristallinen Strukturen der verwendeten Mineralien zur Entfaltung bringt.

Gezeigt wird auch der neueste Zugang zur Skulpturensammlung des MPK: Die Wandarbeit "Orange Möbius" hat die Londoner Künstlerin Julia Farrer 2009 gefertigt und kam Ende 2010 nach Kaiserslautern. Sie erkundet die Transformation von der Zweidimensionalität in die dritte Dimension. Ein Band in zartem Orange windet sich und greift in den Raum. Die Feinheit der Arbeit wird durch die Materialien Granitpuder und Acryl verstärkt. Die hervorragenden farbigen Werke, die Boden, Wände und Decke der Pfalzgalerie bevölkern, laden ein, sich mit der Wirkung von Farbe, Form und Raum zu beschäftigen.





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Hans Nagel
Hans Nagel: "ER 4 (Signalrot)", 1965, Eisen, lackiert