Bezirksverband Pfalz / Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)
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"Faszination Wasserfarbe"
Die schönsten Aquarelle der Grafischen Sammlung
21.09.11 bis 30.10.11
Albert Haueisen
Albert Haueisen: "Bernauer Landschaft", 1912

Vernissage am 20.09.11 um 19.00 Uhr
Einführung: Dr. Heinz Höfchen, Kurator

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt unter dem Titel "Faszination Wasserfarbe" eine Ausstellung mit Highlights aus dem Bestand der Grafischen Sammlung. Präsentiert wird eine Auswahl grandioser Aquarelle des 20. Jahrhunderts. Dabei zeigt die Folge grafischer Meisterwerke mit qualitativ herausragenden Beispielen die Eigenheiten der Aquarelltechnik auf - ein ästhetisches Ereignis, das in keiner anderen künstlerischen Technik so erreichbar ist. Wesentliches Kennzeichen der Wasserfarbe ist das Einbeziehen des Papiergrundes. Die Farben sind transparent und lassen im Unterschied zur Malerei Licht durch die Farbe dringen, was zu Leuchtkraft und der Anmutung von Immaterialität führt.

Das Wort Aquarell ist abgeleitet vom lateinischen "aqua" (Wasser); im Englischen sagt man "watercolour". Grundsätzlich zeigt ein Aquarell einen meist auf Papier realisierten Auftrag wasserlöslicher, nicht deckender Farben. Aquarellieren ist die älteste Form der Malerei - die "einfachste" Technik ist es ohnehin: Wasser, Pigmente und Bindemittel werden seit rund vier Jahrtausenden grandios simpel zu komplexen Ergebnissen lasiert (stark mit Wasser verdünnte Farbe wird auf den trockenen Malgrund aufgetragen) und laviert (eine Nass-in-Nass-Technik) - eigentlich eine umwerfende Erfolgsgeschichte, die dennoch oft im Schatten der großen Schwester Malerei stand.

Zu Unrecht, denn die vordergründig oft kleine Form vereint in ihrem Wesen ganz eigene, in ihrer Art ebenbürtige ästhetische Möglichkeiten: Klar, rein, licht, transparent, leicht, zart - das sind nur einige Adjektive, die die wunderbare Welt des Aquarells kaum hinreichend erschließen können. Wasserfarbe kann lasierend aber durchaus bis ins Dunkle samtig und tiefgründig verdichtet werden. Auch kontrastreich und in knalligen Farben tritt sie auf, oft weit entfernt von vielzitierter Transparenz und Zartheit. Immer jedoch ist das Aquarell in seinen technischen Varianten ein sensibles Medium, dessen atmosphärische Flüchtigkeit sich nur bei genauem Hinsehen erschließt.

Die Verwendung von Wasserfarben für das Bildschaffen des Menschen ist uralt. Frühe Beispiele der Technik sind etwa ägyptische Totenbücher des zweiten Jahrtausends vor Christus - die antike Tradition führt bis in die mittelalterliche Buchmalerei. In eher dienender Funktion wurde das Aquarell vielfältig zur Kolorierung von Holzschnitten, zur Lavierung von Handzeichnungen oder für naturwissenschaftliche Darstellungen benutzt. In der Kunst der Neuzeit setzt die Emanzipation des Aquarells ein mit dem Auftreten Albrecht Dürers, dessen berühmte, epochale Blätter das Malen mit Wasserfarben in eine neue Dimension geführt haben. Im späten 19. Jahrhundert kommt die für spontane Effekte hervorragend einzusetzende Technik dem Impressionismus besonders entgegen - Paul Cézannes Blätter werden Ausgangspunkt für das Aquarell des 20. Jahrhunderts. Der Expressionismus bringt die Zuwendung zu kontrastreichen und farbkräftigen Werken. Nun vollzieht sich ein immer schnellerer Stilwandel, der das Malen mit Wasserfarben von den "ungemalten" Bildern Emil Noldes über die informellen Schöpfungen Wols' bis zu den meditativen Farbgedanken radikaler Aquarelle führt.

Große Meister der Moderne sind mit beeindruckenden Werkbeispielen vertreten. Der stilistische Bogen reicht von Emil Nolde bis zu Franz Erhard Walther, vom deutschen Expressionismus bis zum erweiterten Kunstbegriff. Aquarelle von Eduard Bargheer, Otto Dill, Otto Dix, Heinz Jahn, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Alfred Kubin, Georges Mathieu, Laszlo Moholy-Nagy, Ernst Wilhelm Nay, Rudolf Schlichter, Georg Scholz, Dieter Villinger und anderen ermöglichen einen konzentrierten Einblick in die zauberhafte Welt des Aquarells - auf allerhöchstem Niveau.





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Albert Haueisen
Albert Haueisen: "Bernauer Landschaft", 1912