Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
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22. Kultursommer Germersheim: "Helden und Legenden"
Mit Sophie Casado, Walter Schembs und Michael Volkmer
28.06.15 bis 26.07.15
Kunstverein Germersheim
Arbeiten von Sophie Casado, Walter Schembs und Michael Volkmer

Vernissage am 28.06.15 um 17.00 Uhr
Begrüßung: Marita Mattheck, 1. Vorsitzende des Kunstvereins, und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Einführung: Simone Maria Dietz, Kunshistorikerin M.A.

Lesung: "Lenz" von Georg Büchner mit Klaus Hemmerle
Musik: plasma 8 (Thomas Reuter, Klavier/Stimme, und Andreas Krennerich, Saxophon) 

Georg Büchner, der ungebärdigste und radikalste unter den Genies der deutschen Literatur, starb bereits mit dreiundzwanzig Jahren. In seiner posthum veröffentlichten Erzählung "Lenz" beschreibt er die aufs Äußerste zugespitzte Lebenskrise von Jakob Michael Reinhold Lenz, einem "Bruder im Geiste", dem wilden Träumer und hochbegabten Dichter des "Sturm und Drang". Auf einer winterlichen Wanderung in die Vogesen droht dieser, dem Wahnsinn zu verfallen... Die Leseperformance mit Klaus Hemmerle und Plasma 8 nimmt Sie mit auf einen musikalischen Road-Trip und lässt Sie eintauchen in eines der großen Sprachkunstwerke der deutschen Literatur, lebendig gemacht für heutige Ohren und zeitgenössische Hörer. 

Zu den Künstlern der Ausstellung:

Von geheimem Leben erfüllt
Sophie Casados Liebe gilt den verborgenen, versteckten Dingen der Natur wie auch dem Menschen, seiner Anatomie, seinem organischen Innenleben. Das anfängliche Biologiestudium hat ihre Kunst entscheidend geprägt. 

Kleine Naturobjekte, die sie sammelt und wie Fetische aufbewahrt, werden zunächst ihr Thema. Als sie alte Anatomiebücher entdeckt, lässt sich von Zeichnungen menschlicher Organe und ihrer Feinheit inspirieren, modelliert Herz, Niere, Darm, Lunge als Metapher für die vier Elemente und gewinnt damit den Mainzer Eisenturmpreis.

Als Malerin und Zeichnerin ist Sophie Casado zur plastischen Arbeit gekommen. Serien von gezeichneten Schmetterlingspuppen und Vogelnestern bilden den Ausgangspunkt für ihre Objekte. Papier, besonders durchsichtiges Seidenpapier, entdeckt sie als kongeniales Material für ihre fragilen Hülleformen. Verletzbar, aber trotzdem widerstandsfähig und flexibel, kann sie das Material wie eine Haut spannen, in vielen Schichten übereinanderlegen, falten oder zu dünnen Fäden, Haaren oder Stacheln formen.

Mit sparsamen Mitteln von Linie, Farbe und Material gelingen der Künstlerin Objekte von großer Leichtigkeit und Ästhetik. Bei aller Ruhe scheinen sie von geheimem Leben erfüllt und verzaubern den Betrachter durch ihre Poesie. Sie ähneln Pflanzenkapseln, Fruchtschoten wie auch unter Wasser lebenden Organismen etwa Algen, Seeigeln, erscheinen aber keineswegs realistisch und abbildhaft, sondern zeichenhaft reduziert.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die monochrome Farbe, die Beschränkung auf Weiß. Dadurch wird das Flüchtige, Immaterielle von Licht und Schatten thematisiert. Je nach Lichteinfall und Position des Betrachters entwickeln sich subtile, plastische Spannungen. Sophie Casado knüpft hier an künstlerische Bestrebungen an, wie sie Anfang der 60er Jahre die Künstler der Gruppe ZERO propagierten, eine Tradition, die zurückreicht bis zu Kasimir Malewitschs "Weißem Quadrat" - für ihn galt Weiß als die "Suprematie der reinen Empfindung".
Konsequent hat die Künstlerin die Entwicklung ihres Mediums vorangetrieben. Vom Einzelobjekt gelangt sie zur Formengruppe, vom Relief zur freien Raumplastik und Raumensembles. Regelmäßig sich wiederholenden Strukturen, wie "puzzle", "arbres" oder "méduses" verleihen den Arbeiten Rhythmus und meditative Kraft.
Dr. Ulrike Hauser-Suida

Walter Schembs wurde 1956 im Worms geboren. Angeregt durch seine Arbeit als Möbelrestaurator begann er in den 1980er Jahren mit der Holzbildhauerei. Seine Verbundenheit zur Natur und der Wille zur Kreativität förderten seinen Weg zum Künstlerdasein. 2005 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Walldorf bei Heidelberg.

Im Mittelpunkt seines bildhauerischen Oeuvres steht der Mensch. Auf der Grundlage der menschlichen Körperform erschafft Schembs typisierte und doch individuelle Figuren, deren Gesichtern er einen ganz eigenen Charakter verleiht.
Spontan, ohne oder mit Anfertigung einer Skizze, wird das Holz vom Künstler bearbeitet. Die grob gehauenen Oberflächen der Skulpturen vermitteln eine Art Urtümlichkeit und gleichzeitig eine Passion des Künstlers für den Werkstoff. Besonders das Holz der Eiche verwendet Schembs immer wieder, gerade weil es durch seine besondere Maserung und Struktur den Oberflächen einen unerwarteten und spannenden Ausdruck verleiht.

Seit den 1990er Jahren gießt Schembs auch Bronzen, da sich dieses Material besser für die Platzierung im Freien eignet. Dabei überträgt er die Struktur des Holzes über Silikon in die Bronzeoberfläche, wodurch er eine faszinierende haptische und täuschende Wahrnehmung der Materialoberfläche erzielt. Das Auge sieht Holz, die Hand fühlt Metall. Viele seiner Arbeiten stehen im öffentlichen Raum, u.a. in Finnland, Niederlande, Tschechien, Luxemburg, Mallorca usw.
Barabara von Stechow, Galerie Frankfurt

Ausgangspunkt der Arbeit von Michael Volkmer ist das Interesse am Raum und der ortsbezogenen Kontextualisierung, die genauen Beobachtung des Umfeldes und dessen analytischer Auswertung.
Dabei geht es nicht um die Anfertigung mehr oder weniger beeindruckender Rauminstallationen, sondern um das Erkunden von Möglichkeiten im Raum und deren Wahrnehmung. Michael Volkmer bezieht sich auf die spezifischen und unterschiedlichen Vorgaben von Orten oder (räumlichen) Situationen und schafft es mit seinen Eingriffen zum einen, den Raum selbst zur Sprache zu bringen und zum anderen, dessen Selbstverständlichkeit aufzubrechen und zuvor kaum beachtete Eigenschaften hervorzuheben. Durch den Aufbau von Spannungsfeldern und Assoziationsebenen wird der Betrachter Teil der Inszenierung und sieht sich zur künstlerischen Intervention in Bezug gesetzt.

Die Arbeiten Volkmers haben exemplarischen Charakter, sind oft streng und präzise, jedoch ohne didaktische Attitüde und trotz einer überbordenden Lust am Experiment ästhetisch anspruchsvoll.
Prof. Hans Gercke, Heidelberg

Begleitprogramm

KunstCafé am 12.07.15 von 15.00 bis 18.00 Uhr
Musik um 15.30 Uhr mit Armin Schneider am Flügel

Finissage am 26.07.15 um 17.00 Uhr
Künstlergespräche


Öffnungszeiten:
Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr
So. von 14.00 bis 18.00 Uhr




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