Die Idee, in Germersheim einen Kunstverein ins Leben zu rufen, ging von Arno Mohr aus, einem jungen Germersheimer Künstler, der mit seinem Anliegen ein offenes Ohr und engagierte Unterstützung bei dem damaligen Bürgermeister Benno Heiter und dem Beigeordneten Karl Keller fand. Am 25.03.1982 wurde ein Gründungsaufruf in der Presse veröffentlicht. Die Gründungsversammlung fand am 07.04.1982 im Bürgersaal des Stadthauses Germersheim unter Vorsitz von Bürgermeister Heiter statt. Anwesend waren 44 eingetragene Gründungsmitglieder. Ziel des Vereins sollte sein, Verständnis für die bildende Kunst zu wecken und dem Kunstschaffen sowie dem Kunstinteresse in Germersheim und Umgebung zu dienen.
Zum ersten Vorsitzenden des neu gegründeten Vereins wurde Rainer Haaf gewählt. Stellvertreter waren Heinz Steinmann und Arno Mohr. Dem Vorstand gehörten außerdem an: Prof. Dr. Hans Jeschke, Christian Stepp, Karl-Ernst Althammer, Karl Keller, Elfriede Klippel, Udo Pfeiffer, Eugen Polap, Maximilian van de Sand und Marie-Francoise Westenfelder. Die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Landau erfolgte am 06.10.1982.
Vorsitzende des Kunstvereins Germersheim von 1982 bis heute:
1982 - 1984 Rainer Haaf
1984 - 1986 Dr. Gerda Scherer
1986 - 1994 Maximilian van de Sand
1994 - 1996 Dr. Fritz Hemmerich
1996 - 2003 Dr. Gerda Scherer
ab 2003 Marita Mattheck
Dem Kunstverein standen zunächst keine eigenen Räume zur Verfügung. Die ersten Ausstellungen fanden im Bürgersaal des Stadthauses und im Finanzamt statt. Im August des Jahres 1983 konnte die erste Ausstellung im Ludwigstor eröffnet werden, wo nun Räume frei geworden waren und dem Kunstverein von der Stadt zur ständigen Nutzung zur Verfügung gestellt wurden. Der Verein nannte sich "Kunstverein im Ludwigstor". Mit einer Ausstellung von Plastiken und Zeichnungen des in Germersheim geborenen, international bekannten Bildhauers Lothar Fischer bezog der Kunstverein am 09.05.1992 seine neuen Räume in den Gewölben des restaurierten Zeughauses. Der Umzug aus dem bisherigen Domizil im Ludwigstor fiel mit der Feier des zehnjährigen Vereinsbestehens zusammen, Umbenennung in "Kunstverein im Zeughaus".
In den ersten Jahren entwickelte der Kunstverein neben den Ausstellungen auch andere Aktivitäten. Im Bürgersaal kamen mehrere Kammerkonzerte zur Aufführung. Die musikalischen Aktivitäten wurden seit 1994 nicht weiter verfolgt. Den Grund für die weitgehende Zurückhaltung gerade bei der Musik sah der Kunstverein in dem anspruchsvollen und reichhaltigen musikalischen Angebot der Stadt. Es bestand kein Bedarf mehr. Die Fahrten zu interessanten Ausstellungen und Atelierbesuche bei Künstlern in der Umgebung mussten wegen mangelnden Interesses wieder aufgegeben werden. Vielleicht wäre es aber an der Zeit, einen neuen Versuch zu wagen.
Maximilian van de Sand gelang es zwischen 1986 und 1994 mehrere herausragende Ausstellungen nach Germersheim zu bringen. Am 07.11.1987 wurde die Ausstellung "Türkei Kunst und Kultur - Szenen aus dem türkischen Leben" in Anwesenheit des türkischen Generalkonsuls im Zeughaus eröffnet. Die Ausstellung kam aus Berlin und war in Istanbul zusammengestellt worden. Zum damaligen Zeitpunkt war das Zeughaus noch nicht restauriert. Für die Ausstellung mussten die benötigten Gewölbe im Obergeschoss zunächst leer geräumt und gestrichen werden, auch das Treppenhaus bekam einen neuen Anstrich. Beim Aufbau und auch während der Ausstellung halfen die türkischen Mitbürger unserer Stadt sehr engagiert. 3.000 Besucher sahen die Ausstellung.
Zwei Jahre später - 1989 - wurden in Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Tournus Zeichnungen und Kupferstiche von Jean Baptiste Greuze aus der Sammlung des Musee Greuze gezeigt. Greuze, geboren 1725 in Tournus, ist einer der großen, lange verkannten Maler des 18. Jahrhunderts. Gezeigt wurde ein Großteil seiner berühmten Gemälde als Kupferstiche. Die Kupferstecher hatten zu dieser Zeit ihre Kunst zur Perfektion gebracht. Es war üblich, berühmte Gemälde in Form von Kupferstichen der großen Zahl der Kunstbegeisterten zugänglich zu machen. Diese Ausstellung erforderte besonderen organisatorischen Aufwand was Transport und Sicherheitsmaßnahmen betraf, da allgemein die Bereitschaft der Museen, empfindliche Blätter auszuleihen, immer geringer wird.
Mit der Email-Ausstellung im Frühjahr 1992 gelang dem Kunstverein Germersheim in Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Festungsmuseum eine Dokumentation früher Germersheimer Industriekultur. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Germersheim zwei Emaillierwerke gegründet, die jahrzehntelang wichtigster Wirtschaftsfaktor der Stadt waren und letztlich am strukturellen Wandel zugrunde gegangen sind. Die Ausstellung beschränkte sich bewusst auf Schilder aus der Produktion der Germersheimer Emailfabriken. Vorführungen zur Emailschilderherstellung durch den Besitzer der letzten Emailfabrik des Kreises Germersheim, Herrn J. Schmitt, ergänzten die Ausstellung.
1992 konnte Maximilian van de Sand Werke des in Germersheim geborenen, international anerkannten Bildhauers Lothar Fischer in den neuen Räumen des Kunstvereins im Zeughaus präsentieren. Der Künstler, damals Professor an der Hochschule der Künste in Berlin, war bei der Eröffnung anwesend und zeigte sich von den Ausstellungsräumen beeindruckt.
1994 holte Maximilian van de Sand die 11. Ausstellung Kunst und Künstler aus Rheinland-Pfalz - "Kunst außerhalb des Rahmens" - nach Germersheim. Wieder einmal nutzte er die Möglichkeiten der Festungsanlagen und deren großzügige Räumlichkeiten. Die Exponate wurden nicht nur im Zeughaus, sondern auch in der Grabenwehr (Hufeisen) der Fronte Beckers gezeigt. Damit sollten auch Künstler, die Raum für ihre Arbeiten brauchen und bei denen Raum die Wirkung der Arbeiten erst richtig entfaltet, optimale Bedingungen erhalten. Die Ausstellung hat den Kunstverein Germersheim überregional bekannt gemacht.
2001 wurde im Rahmen einer Kooperation von sechs Museen die Ausstellung "Der Morat-Block" von Franz Bernhard gezeigt. Franz Bernhard zählt zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der Gegenwart. Im Katalog zur Ausstellung heißt es: "Er ist in vielen wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten und mit großformatigen Stahlskulpturen auch im öffentlichen Raum präsent. Besondere Anerkennung erfuhr Franz Bernhards Werk unter anderem mit dem Ankauf eines umfangreichen Werkblocks durch das Morat-lnstitut für Kunst und Kunstwissenschaft Freiburg im Breisgau." Franz Bernhard lebt heute in Jockgrim im Kreis Germersheim und hat 1998 ein Wandobjekt für den Erweiterungsbau des Germersheimer Goethe-Gymnasiums geschaffen. Marita Mattheck, Vorstandsmitglied des Kunstvereins, wurde durch diese Skulptur angeregt, sich um eine Präsentation des Morat-Blocks in Germersheim zu bemühen. Sie hat die Organisation in Germersheim federführend übernommen. Die Ausstellung wurde vor Germersheim im Städtischen Museum Heilbronn gezeigt und ging dann nach Lübeck (Museum für Kunst und Kulturgeschichte), Erfurt (Kunsthalle), Ahlen (Kunst-Museum) und Singen (Kunstmuseum).
Seit 1993 präsentiert der Kunstverein als letzte Ausstellung des Jahres "Kunst in den Gewölben". Bei dieser Reihe handelt es sich jeweils um Gemeinschaftsausstellungen von Künstlern (Malerei, Zeichnung, Skulptur, Installation) oder von Kunsthandwerkern (Textil, Schmuck, Keramik, Möbel).
Der Kunstverein Germersheim hat 1985 eine Ausstellungsreihe "Germersheimer Künstler" begonnen. Gezeigt wurden Werke von Künstlern, die lange in Germersheim gewirkt haben oder aus Germersheim stammten. So wurden 1985 Hugo Fischbach (gest. 1962 in Germersheim), 1986 Hermann Kronenberg, 1988 Hermann Spatz (gest. 1973 in Germersheim), 1991 Rudolf Theuring und 1993 Dr. Walter Küpper (gest. 1983) ausgestellt.
Während der neunziger Jahre bot der Kunstverein den Besuchern fachkundige Führungen durch die Ausstellungen an. Der Landauer Kunsthistorikerin Susanne Schmitt gelang es, kenntnisreich und mit viel Einfühlung die Betrachter an die zeitgenössischen Kunstwerke heranzuführen. Spezielle Führungen für Kinder fanden guten Anklang. Wegen des schmalen Budgets des Kunstvereins konnten die kostenlosen Führungen auf Dauer nicht beibehalten werden.
In letzter Zeit hat sich der Kunstverein verstärkt bemüht, Kinder und Jugendliche anzusprechen. 2000 wurde für die zwölfjährigen Schüler im Rahmen einer Aktion zur Drogenprävention ein Malwettbewerb organisiert. 2001 beteiligte sich der Kunstverein erstmals an dem Kinderferienprogramm der Stadt Germersheim mit einem Workshop in den Räumen des Zeughauses. Da unter der künstlerischen und pädagogischen Leitung des Vorstandsmitgliedes Anne-Marie Sprenger die Resonanz sehr gut war, wird die Aktion 2002 fortgesetzt, auch in der Hoffnung, dass dadurch spielerisch Interesse und Verständnis für die Kunst geweckt werden. Auch Schulklassen nehmen gern die Gelegenheit wahr und setzen sich mit einzelnen Künstlern und ihren verschiedenen Techniken auseinander.
Die multikulturelle Atmosphäre Germersheims (hier leben Menschen aus nahezu 100 Nationen) hat immer auch zu Ausstellungen anderer Kulturen angeregt. Mit der Ausstellung "Türkei - Kunst und Kultur" wurde begonnen. Es folgten Ausstellungen mit Hanefi Yeter (Türkei) und Juan Luis Recacoechea (Bolivien), mit aktueller Kunst aus Frankreich, mit Künstlern aus der Slowakei, mit Kunst der Gegenwart aus Vietnam und zuletzt mit zeitgenössischer chinesischer Kunst.
Die Arbeit des Kunstvereins wurde vor allem ermöglicht durch die materielle und ideelle Unterstützung seiner Mitglieder und der ehrenamtlichen Mitarbeiter der jeweiligen Vorstände. Zuverlässige Förderer waren seit der Gründung des Vereins die Stadt Germersheim und die Sparkasse Germersheim-Kandel. Über den Verein zur Förderung von Kunst und Kultur hat auch der Kreis Germersheim - unter anderem durch Ankäufe - den Kunstverein unterstützt. Für besondere Ausstellungen und Projekte erhielt der Kunstverein auch von ortsansässigen Firmen Hilfe und Unterstützung. Ihnen allen sei ganz herzlich gedankt.
Der Germersheimer Kunstverein hat sich in den 20 Jahren seines Bestehens als Mittler zwischen Bürgern und Kunst verstanden. Es ist eine reizvolle Aufgabe, im Wechsel zwischen Tradition und Moderne das Publikum herauszufordern. Dem Kunstverein Germersheim ist es gelungen, in der Region auf sich aufmerksam zu machen. Dafür sprechen die vielen Bewerbungen von Künstlern und die sehr gut besuchten Vernissagen und Ausstellungen. Trotz gelegentlicher Entmutigungen und manchmal mangelnder Akzeptanz, besonders bei der Präsentation zeitgenössischer Werke, hat die Beschäftigung mit der Kunst und die Begegnung mit Künstlern alle Mühen vergessen lassen. Der Kunstverein Germersheim wird sich auch in Zukunft seinen Aufgaben stellen und hofft dazu beizutragen, dass der Dialog zwischen Künstlern und Öffentlichkeit jenseits kommerziellen Interesses intensiv geführt wird. Den Künstlern ein Forum zu bieten und immer mehr Menschen für die Kunst zu interessieren wird auch weiterhin erste Zielsetzung des Kunstvereins sein.
Dr. Gerda Scherer
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