Stadt Speyer / Städtische Galerie Kulturhof Flachsgasse
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"4 mal Götze - eine Hallenser Künstlerfamilie"
28.09.18 bis 18.11.18

Vernissage am 28.09.18 um 18.00 Uhr
Begrüßung: Hansjörg Eger, Oberbürgermeister der Stadt Speyer
Einführung: Rüdiger Giebler

So viel Harmonie verblüfft. Mutter, Vater, Sohn und Schwiegertochter - da kommen einem sonst nur Handlungsabläufe voller Reibereien in den Sinn. Die Künstlerfamilie Götze aus Halle an der Saale ist eine bemerkenswerte Ausnahme. Dieses Phänomen kommt zu seinem Erfolg, weil ein Gleichgewicht der eigenwilligen Charaktere die Familie stabilisiert, jeder sich auf das konzentriert, was er am besten kann und den anderen nirgends reinredet. Auch sind Halles zwei nördlichen Stadtteile Giebichenstein und Kröllwitz ein stabiles Biotop für Künstler, nicht nur als kreativer Hotspot sondern auch als Kontaktraum für Familienplanungen. Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein ist ihr ambivalentes Zentrum. 

Inge, Wasja und Grita Götze haben an der Burg studiert. Moritz Götze hat nach einer Tischlerlehre und dem Betrieb einer Siebdruckwerkstatt den seitlichen Einstieg zur Kunst gefunden. An der Burg Giebichenstein gab es immer freie, fast unbeaufsichtigten Räume für Experimente, der Rahmen dafür war die Pflege eines unverstaubten und soliden Handwerks. Inge Götze hat sich als Professorin und verehrte Lehrerin an der Burg Giebichenstein große Verdienste erworben. Der Sohn Moritz hatte dort eine geraume Zeit einen Lehrauftrag inne.

Bei Moritz Götze ist es der ewig jugendliche Held, der mit Revolver, Laptop, Spitzhacke und purer Willenskraft überall hin kommt. Götze entmythologisiert jeden noch so schwerwiegenden Stoff. Eine Bildreinigung durch empathische Pop-Art. Moritz Götzes Helden scheitern nicht. In seinen Bildern kann nicht mal jemand zweifelnd in den Schatten treten, denn Schatten gibt es nicht in dieser Bilderwelt, in der die Dinge alle von innen leuchten, als hätte jeder Geröllbrocken, die Palmen, die Frisuren der Damen, einfach jedes Teil eine eingebaute Solarzelle mit Leuchtdiode. Und dräut irgendeine Gefahr, bleiben selbst die Düsenjäger an ihren puddinggleichen ornamental gekringelten Kondenswolken am Himmel kleben.

Inge Götze ist Zeichnerin, Malerin, Textilkünstlerin - sie arbeitet mit und auf Papier. Die Harmonie ihrer Bilder entsteht aus der Balance von Beobachtung und Erinnerung. Sie konzentriert sich auf das, was nicht einfach im Ding, sondern sich eher noch in der Betrachterin selbst findet. Ihre Bilder sind Neuerfindungen von Landschaften, von Licht und Luftbewegungen, von Gewächsen und dem tragenden Erdreich. Es sind Protokolle von Anschauungen, Nachdenken und Sehen, innere Versenkung und längerer Gedankenspiele. Das Ornament interessiert nur noch als halb abgebautes Gerüst, als rudimentärer Unterbau, der gebrochen in der Konstruktion steckt.

Grita Götze fertigt die Zugabe zum Tag, das Edle, den Tafelaufsatz der verfeinerten Sinnlichkeit. An diesen Gefäßen arbeitet die Künstlerin wochenlang. Das ist der sichtbare Luxus ruhender Zeit. Die Kunst der Glasur- und Engobenmalerei lässt die festen Scherben transparent werden, die Bilder ummanteln das Gefäß wie eine Illusion von Raumtiefe. Das ist die vierte Dimension, das Bild auf der Vase ist ein neuer Raum, die feste Form wird durch die erzählerische Malerei durchsichtig. Das sind Traumgefäße, Behältnisse für Erzählungen, Schaustücke feiner Märchen zwischen Blattwerk und Gräsern. Die Haut der Gefäße ist ihre Bemalung. Eine prächtige florale Schutzschicht.

Wasja Götze gehört zu den an weniger als einer Hand abzulesenden relevanten Pop-Art-Künstlern in Ostdeutschland. Bei aller Bissigkeit ist der Maler so gütig die klaustrophobische und irrationale Welt in klare schöne Formen zu bringen. Wasja Götze malt immer unverschlüsselt. Seine Bilder sind ein Selbstversuch in Autonomie, die ganze Zeit mit ungewissen Ausgang. Das Kuriose steht neben dem Schrecken. Dazu kommt der gute Schuss Hybris und Adrenalin des einsamen Straßen-Radrennfahrers. Bei Wasja Götze schickt sich dieser Radrennfahrer an, in einem undurchschaubaren Labyrinth aus verschachtelte Räumen und überlagerten Ebenen eine Piste zu finden.

Öffnungszeiten:
Do. bis So. von 11.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt frei



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