Kunstverein Neustadt an der Weinstraße / Villa Böhm
Barbara Böttcher: "Deterministisches Chaos"
Malerei
04.05.07 bis 20.05.07
Barbara Böttcher
Barbara Böttcher: "ohne Titel" (2006) Acryl/Lack auf Leinwand, 150 x 200 cm

Seit 2001 lebt und arbeitet Barbara Böttcher, die nach einem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg zuvor als Grafik-Designerin tätig war, als Freie Künstlerin in Mainz und Eltville. Seitdem waren und sind ihre Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten - etwa Zeughaus Hamburg (2001), Galerie der Stadt Mainz (2005), Staatstheater Mainz (2007) - und wurden mit mehreren Kunstpreisen ausgezeichnet.

Bei aller Unterschiedlichkeit haben ihre Arbeiten ein Grundthema, das genaues Hinschauen erfordert: die Komplexität. Komplexität - die Gleichzeitigkeit und Überlagerung vieler Handlungsstränge - bestimmt unser tägliches Leben. Wir arbeiten am Computer, trinken Kaffee und telefonieren, während im Hintergrund Nachrichten laufen, Flugzeuge über uns hinwegfegen und wir wichtige Entscheidungen treffen müssen. Unzählige Faktoren wirken gleichzeitig auf uns ein, so dass unser Gehirn notgedrungen vieles Komplizierte ausblenden muss und als Realitätsausschnitt häufig das wählt, was wir bereits kennen. Barbara Böttcher geht es darum, das Undurchschaubare als durchschaubar zu zeigen.

Ihre Bilder sind aus vielen Schichten unterschiedlichster Malerei aufgebaut. Mit faszinierender, delikater Farbigkeit wird Schicht über Schicht gelegt; ähnlich wie bei einer Kernspintomografie wird das Bild in obere und untere Schichten zergliedert. Immer wieder tauchen biomorphe Strukturen auf, mit deren Formen man skurrile Wesen assoziieren kann. Dabei verfremdet Böttcher Symbole und Zeichen der Realität und setzt sie hemmungslos für ihre Zwecke ein. Durch biomorph anmutende "Locher" kann der Betrachter wie durch ein Zeitfenster von der obersten Malschicht bis zur untersten hindurch sehen, wobei, wie bei einem Vexierbild, oft nicht klar ist, welche Schicht eigentlich oben oder unten liegt.


Zufall und Entscheidung

Die Bilder entstehen in einem Wechselspiel aus absichtlichem Intervenieren in die Bildabläufe und zufälligem oder unbewusstem Vorgehen. Zunächst intuitiv eingesetzte malerische Strukturen werden später in einem bewussten Prozess weitergeführt und komponiert. Absichtlich gibt Barbara Böttcher ihren Arbeiten keine Titel, denn deren Vielschichtigkeit soll die Betrachter zu unterschiedlichsten individuellen Interpretationen anregen.


Die Wandobjekte

Ähnlich wie in einem Aquarium oder bei Glasplättchen unter dem Mikroskop werden Einzeller, Hohltiere, Mikroorganismen, Samenkapseln oder Schwebfliegen beim Paarungsritual sichtbar gemacht und die unterschiedlichsten biologischen Phänomen in Verbindung miteinander gebracht. Die dadurch erzeugten Irritationen lassen den Betrachter innehalten, um genauer hinzusehen und Verborgenes oder scheinbar Verborgenes auszumachen.

Daneben gibt es eine Serie auf der Grundlage alter Fotos, wie sie so oder so ähnlich in fast jeder Familie vorhanden sein könnten. Die Kamera übernimmt dabei stellvertretend die selektive Wahrnehmung der Wirklichkeit und liefert später Informationen über längst Vergangenes, ohne der Komplexität der damaligen Situation Rechnung zu tragen. Bei diesen Arbeiten wird oft ein Ausschnitt des Ausschnitts verwendet, digital verfremdet und durch Hinzufügen malerischer, künstlicher Mittel nochmals verändert, so dass eine neue Wirklichkeit entsteht.






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Barbara Böttcher
Barbara Böttcher: "ohne Titel" (2006) Acryl/Lack auf Leinwand, 150 x 200 cm
Barbara Böttcher
Barbara Böttcher: "ohne Titel" (2007) Acryl/Lack/Öl auf Leinwand, 110 x 160 cm
Barbara Böttcher
Barbara Böttcher: "ohne Titel" (2006) Acryl/Lack auf Leinwwand, 40 x 40 cm