Kulturzentrum Herrenhof Mußbach / Herrenhof Mußbach
Das Archiv: "networking: Installationen"
31.07.05 bis 27.08.05

Vernissage am 31.07.05 um 11.45 Uhr
Begrüßung: Gustav-Adolf Bähr, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Herrenhof Mußbach
Einführung: Prof. Peter Degen (Bern/Düsseldorf)

Das Archiv (Sabina Kaeser und Thomas J. Hauck) über seine Arbeiten:

Mit rotem Faden reagieren wir auf verschiedenste Örtlichkeiten, arbeiten in Innen- und Außenräumen. Wir lassen uns ein auf die Gegebenheiten und Bedingungen der Orte, integrieren Vorhandenes als wesentlichen Bestandteil in unsere Arbeit. Der architektonische Raum, der historische Raum, der Spielraum, der leere Raum, der Gedankenraum, ...Denkmäler der Zeit, Barockschlösser, Dome, Kirchen, Industrieanlagen, ...alle Räume und Orte sind unterschiedlich, sind eingebunden in Aufgabe, Zweck und Geschichte. Sie sind ein sanfter Eingriff, eine Veränderung der Situation, wir visualisieren das Charakteristische der Räume, erweitern, vertiefen Architektur, führen heran und hinein, wir wollen Blicke lenken und wecken.

Wir fordern Aufmerksamkeit, rücken Orte ins Zentrum und stellen sie dadurch in Frage. Was wir tun ist ein Ausstellen, Aussetzen, zugänglich machen, der Öffentlichkeit preisgeben und ein Anregen zur Auseinandersetzung. Wir spannen Fäden, verbinden gegebene Punkte, verdichten Zwischenräume, füllen die Leere mit spannungsvoller Leichtigkeit. Ein Netzwerk entsteht, das hinweist auf Zeit und zurückgelegte Wege, auf Strukturen, Beharrlichkeit, Ausdauer, Lust und Freude, auf Verbindungen, Kontakte, sich kreuzende Wege und Begegnungen.

Unsere Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit der Kunst, eine Re-Aktion auf Fragen zu ihrer Aufgabe, Rolle, Sinn und Unsinn im Geschehen unserer Zeit. Immer nahe an diesen Fragen, wollen wir etwas tun, Zeichen setzen - vergänglich, einmalig. Es ist eine stille Aufforderung an den Betrachter, Verbindungen nachzuvollziehen, zu hinterfragen und in dem Netzwerk - so wirr es scheinen mag - eine gewisse Ordnung zu erkennen. Unser Arbeitsmaterial - der rote Faden - ermöglicht uns mit einfachsten Mitteln, einer Aufgabe gerecht zu werden. Wir ermöglichen uns damit und auch anderen Beweglichkeit und Offenheit. Innerhalb dieser Einschränkung können wir eine große Freiheit bewahren. Wir legen Wert auf materielle, finanzielle und geistige Flexibilität.

Der rote Faden ist innerhalb der Geschichte und das wesentliche, sich fortspinnende Element eines jeden Lebenslaufs. Es ist das, was Zusammenhänge schafft. Dem roten Faden folgen, führt zu Klarheit über Inhalte, ermöglicht, vom Anfang zum Ende zu gelangen. Ein roter Faden hält Spannung aufrecht, führt durchs Geschehen, ist vorantreibende Energie.

Wir bewegen uns fort, führen den roten Faden, beziehen uns auf einen bestimmten Raum; spielerisches Agieren, Reagieren und dem langsamen Wachstum einer stillen „Ästhetik“ vertrauen. Wir erhalten von da nach dort die Spannung aufrecht und treten mit Menschen in Kontakt. Unsere Arbeit soll nicht einzig das auserlesene, kunstinteressierte Publikum betreffen. Wir suchen auch nach Nischen, Inseln und Menschen überhaupt in unserem Alltag, die offen sind für rote Fäden. Wir schätzen das breite Publikum, die Neugierigen, die Fragenden.

Im Gegensatz zur virtuellen Vernetzung, die unseren Alltag prägt, schaffen wir physisch wahrnehmbare Netze, die auf menschlichen Energien beruhen; Fäden spannen und spinnen, ein bisschen Verrücktsein im Alltag gelten lassen und davon etwas weitergeben.

Die Spinne baut ihr Netz, um zu überleben.



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