Bezirksverband Pfalz / Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)
Expressiv und leidenschaftlich
Grafik der Künstlergemeinschaft "Brücke"
31.07.10 bis 19.09.10
Otto Mueller
Otto Mueller: "Stehende Zigeunerin mit Kind auf dem Arm" (1926/27) Farblithografie

Die 1905 in Dresden gegründete Künstlergemeinschaft "Brücke" hat mit ihren Holzschnitten, Radierungen und Lithografien den bedeutendsten Beitrag zur Grafik des deutschen Expressionismus geleistet. Von Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluf, Otto Mueller und Emil Nolde besitzt die Grafische Sammlung des Museums Pfalzgalerie insgesamt 115 Blatt, darunter teilweise einzigartige und besonders wertvolle Zustands- und Vorzugsdrucke. Mit diesem beeindruckenden Sammlungsbestand können alle Facetten der grafischen Kunst der „Brücke“ überzeugend und eindringlich belegt werden.

Ernst Ludwig Kirchner, der programmatische Kopf der Gruppe, ist der bedeutendste Künstler der "Brücke". Seine hohe künstlerische Qualität setzt Kirchners Grafik an die Spitze der expressionistischen Bewegung. Von ihm sind unter anderem wesentliche Holzschnitte wie die "Fehmarnmädchen" von 1913 oder die "Stafelalp bei Mondschein" von 1918 zu sehen. Ob es fast klotzige Holzschnitte sind, das feine Liniengeflecht der Porträts, zuckend-wilde Aufrisse der Kaltnadelarbeiten, immer ist bei Kirchner eine eigene Kultiviertheit der Kraft zu spüren.

Bei den Arbeiten Erich Heckels ist der charakteristische Grundzug lyrisch. Trotz aller Großflächigkeit des Formalen ist seine Grafik in sich ruhend, niemals nervös überzeichnet. Heckels Menschenbild ist das des sensiblen, geistigen Menschen, dessen Blick oft Unsagbares trägt.

Karl Schmidt-Rottluff gilt als der kompromisslose Vollstrecker des expressionistischen Holzschnitts, seine Blätter bedeuten die Konsequenz des reinen Flächenstils. Die Strenge seines Clair-Obscur-Holzschnitts ist monumental, er verzichtet rückhaltlos auf jede malerische Wirkung.

Die Grafik Max Pechsteins und Otto Muellers ist wohl die am leichtesten Zugängliche des "Brücke"-Kreises. Beide sind eher malerisch bestimmt. Während bei Pechstein der Einfluss der exotischen Kunst besonders deutlich spürbar ist, atmen Muellers "Badende" den Geist der Idylle, die immer wieder aufs Neue variiert wird.

Emil Nolde, nur kurze Zeit der "Brücke" verbunden, muss als einer der großen Einzelgänger des Expressionismus gesehen werden. Bemerkenswert in seiner Grafik ist der vielseitige Gebrauch der Aquatinta, ein großartiger Beitrag zur Radierung des Expressionismus.

Interessierte können auf den 210-seitigen Band II der Bestandskataloge der Graphischen Sammlung zurückgreifen, der sich mit der Graphik des deutschen Expressionismus beschäftigt; er ist für 14,30 EUR an der Museumskasse erhältlich.





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Otto Mueller
Otto Mueller: "Stehende Zigeunerin mit Kind auf dem Arm" (1926/27) Farblithografie
Karl Schmidt-Rottluff
Karl Schmidt-Rottluff: "Drei am Tisch"(1914) Holzschnitt (© VG Bild-Kunst Bonn 2010)