Kunstverein Germersheim / Zeughaus Germersheim
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Fokus Farbe
Malerei, Objekt, Mischtechnik
24.02.24 bis 24.03.24

Vernissage am 24.02.24 um 17.00 Uhr
Begrüßung: Marita Mattheck, Vorsitzende und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Einführung: Thomas Angelou, Kunsthistoriker (Karlsruhe)

Mit Arbeiten von Wolfgang Beck / Malerei, Objekte, Wolfgang Fritz / Mischtechniken und Christiane Grimm / Objekte

Wolfgang Beck
Beim Auftragen der Ölfarben auf Holz oder Leinwand in vielen Schichten verwendet Beck spezielle Werkzeuge, die er meist selbst herstellt und die den ganz eigenen Charakter dieser Malerei ausdrücken. Es entstehen besondere Strukturen, die sich durch Überlagerung dann stark verdichten. Es entsteht ein starker Kontrast von Nah- und Fernwirkung; das Raue und Ungegenständliche verwandelt sich in komplexe Farbräume und "Landschaften", es kommt zu einer Transformation.
Bei der Bearbeitung von bemalten Untergründen mit transparentem gefärbtem Epoxidharz   wird ein chemischer Prozess angestoßen. Das langsame Erstarren und die vielen Schichtungen dieser hochviskosen Flüssigkeit zeigen sich später präzise an den Oberflächen (matt, glänzend oder reliefartig) und in den Tiefen der neuentstandenen Werke, es hat teilweise die Anmutung eines archäologischen Fundstückes oder Röntgenbildes. Der künstlerische Prozess wird auf diese Weise quasi im Zeitraffer in den vielen Schichten sichtbar.
Glühendes flüssiges Eisen wird in aufwändigen Gießvorgängen in die Linien und Formen der Holzobjekte gegossen, welche zuvor mit der Kettensäge herausgeschnitten wurden. Zufall und Steuerung, Verschmelzung und Zerstörung zusammen bewirken einen genuin schöpferischen Umwandlungsprozess, bei dem neue Objekte und "Eisenzeichnungen" entstehen können aus der im Feuer entstandenen Verbindung von Holz und Metall.

Wolfgang Fritz
Meine künstlerische Praxis lebt im Wechselspiel von Plan und Zufall.
In meinen Rauch- und Rostbildern gebe ich den Unwägbarkeiten der elementaren Prozesse und Naturvorgänge ganz bewusst einen Freiraum, in dem sich Strukturen und Formen "wie von selbst" bilden können. Die rußende Flamme zeichnet das Bild, die rostende Eisenplatte prägt im Prozess der Zersetzung den Abdruck auf den Stoff. Die entstehenden Bilder sind Verdichtungen zeitlicher Prozesse und beschreiben "Form" als Momentaufnahme einer ewigen Metamorphose. Und was besonders bemerkenswert erscheint: die Bilder offenbaren - bei aller Zufälligkeit der Einzelform - eine übergeordnete Gesetzmäßigkeit, so etwas wie das schöpferische Prinzip in den Dingen.  
Es entstehen Bilder als Verdichtung zeitlicher Prozesse, "Form" wird beschrieben als Momentaufnahme einer ständigen Metamorphose. In den Fließbildern formt sich die auf die Leinwand gegossene Acrylfarbe zu Strukturen, welche die Dynamik des Elements Wasser vor Augen führen. Es wird deutlich sichtbar, wie sich Materie im flüssigen Aggregatzustand bewegt und ausformt, analog zu den organischen Mustern in den Rauch- und Rostbilder.

Christiane Grimm
Christiane Grimms Kunstschaffen ist durch die Farbe und deren gegenseitige Wirkung geprägt. Ihre Bildkonzeptionen durchbrechen die formale Strenge der abstrakt geometrischen Kunst, die sie in ihren neuesten Arbeiten gänzlich aufbricht und frei anordnet. In ihrer Gestaltung hebt sie trotz der Formvielfalt den sinnlichen Aspekt der Farbe hervor, den sie auf einen Prozess des Sehens richtet, wenn sie auf der Bewegung der Farbe abzielt. Bei ihren Bildobjekten setzt sie Farbe und Form so, dass die Durchbrechung des einen durch das andere eine kalkulierte und zugleich vitale Bildwelt erzeugt. Es sind poetische Gebilde aus lichten, schwebenden Flächen - ganz selten auch unbunt. Durch die Verwendung von geriffeltem Plexiglas erzielt Grimm optische Effekte, die einer eindeutigen räumlichen Wahrnehmung zuwiderlaufen. Durch die Brechung der Farbe auf dem mit Abstand gesetzten fein linierten Riffelglas haben ihre Arbeiten einen ausgesprochen malerischen Charakter und scheinen weniger eine Assemblage verschiedener Materialien zu sein. Die Künstlerin gestaltet die Farben als Simultankontraste, die zueinander oder auseinander laufen. Je nach Auswahl und Zusammenstellung der Farben sind deren Beziehung zueinander entweder komplementär oder nicht komplementär. Die intuitiv gesetzten Farbklänge erscheinen dem Betrachter konsonant oder dissonant. Das simultane Zusammenspiel der Farben ist in Bewegung und zielt auf die aufmerksamen und aktive Wahrnehmung des Betrachters ab.
Dass Grimms Bilder nicht auf einen Blick wahrgenommen werden können, liegt auch daran, dass Licht und Lichtführung ein wesentlicher Bestandteil ihrer Bildobjekte sind. Sie collagiert verschiedenste Materialien, wie eigens gefärbte Papiere und Spiegelflächen, um das Umgebungslicht in ihre Bildkonzeption und -gestaltung mit einzubeziehen. Besonders faszinierend ist es ihre Objektkästen in unterschiedlichen Lichtsituationen zu erleben. Je nach Beleuchtung tauchen Flächen auf, die zuvor nicht wahrgenommen wurden; auch leuchten Bereiche auf, die zuvor im Dunkel lagen. Oftmals werden bestimmte Farbwerte soweit intensiviert, dass sie zu glühen scheinen. Bei der Rezeption spielt der Standpunkt eine wesentliche Rolle: Ein Schritt vor oder zurück, nach links oder nach rechts kann völlig anders- bzw. neuartige Seheindrücke hervorrufen.
Grimm schafft es mit wohl kalkulierten künstlerischen Mitteln, der statischen Anlage ihrer Farbkompositionen eine enorme reelle wie auch virtuelle Dynamik auf verschiedenen Ebenen zu verleihen. Das Licht transformiert die Zustände sowohl des Bildes als auch der Wahrnehmung von einem zum anderen. Die subtilen farbigen und nichtfarbigen Bildobjekte von Christiane Grimm rufen oftmals durch das Zusammenspiel der Farben und ihrer wechselseitigen Wirkung ein Staunen hervor, das die Neugier weckt, das einzelne Kunstwerk in all seinen Erscheinungsweisen und das gesamte Schaffen der Künstlerin in ihren vielfältigen Facetten näher und intensiver kennenlernen zu wollen.
Dirk Martin

24.03.024 von 14.00 bis 18.00 Uhr
Finissage
KunstCafé von 15.00 bis 17.00 Uhr | Künstler*innengespräche von 17.00 bis 18.00 Uhr

Öffnungszeiten:
Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr
So. von 14.00 bis 18.00 Uhr

Links:
Fritz Wolfgang (Rubrik KÜNSTLER)



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