Landkreis Südwestpfalz / Kreisgalerie Dahn
Franz Martin und Richard Lenhard: "Verwandtschaft"
09.01.05 bis 06.02.05
Franz Martin und Richard Lenhard
Franz Martin und Richard Lenhard

Einführung von Hanns-Peter Schöbel

Verwandtschaft ist ein uns geläufiger Begriff für Abstammung, Verbundenheit oder auch Geistesnähe. Denken wir z.B. dabei an die oft zitierten Seelen – Verwandtschaften.

Wie ist das bei Richard Lenhard, dem Großvater, und Franz Martin, dem Enkel? Gibt es da mehr als familiäre Bande? Gewiss! Denn beide fühlten und fühlen sich der Kunst verpflichtet. Jeder auf seine eigene Art - und natürlich - jeder in seiner Zeit.

Lenhard, vor über 100 Jahren, 1896 in Dahn geboren, mit einer Ausbildung in Kaiserslautern und Karlsruhe, wirkte in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts. Es ist eine Zeit vielfältigen Aufbruchs, aber auch weltweiter kriegerischer Auseinandersetzungen. Dennoch überwogen nach unserem heutigen Empfinden in Lenhards Zeit, vielerorts die Idylle und Beschaulichkeit.

Zitat aus einem Zeitungsartikel über ihn aus dem Jahre 1934: Sonntags früh. Unablässig schreien die Hähne, die Hühner gackern über die Gassen, - aus den offenen Ställen kommt der Geruch warmer Tierleiber, das Scheppern und Poltern der Milcheimer und Karren: ich war in Dahn! Mitten im Leben, mitten in der Welt aus der Lenhard seine Gestalten formt’. Zitat Ende.

Franz Martin, Ende der Fünfziger Jahre geboren – da ist Lenhard bereits 60 Jahre alt – findet sich mitten in einer Konsumgesellschaft wieder, geprägt vom American way of life. Und: vom Großvater bekommt er ab und an Post: eindrucksvolle Briefe aus Paris, aus Athen, Prag oder Mallorca. Lenhard ist es somit gewesen, der dem Heranwachsenden erste Impulse gab, vage Eindrücke aus der Welt der Kunst.

Will man vergleichend das heutige Dahn beschreiben, so wäre da noch Beschaulichkeit zu finden und es gibt auch noch Hähne. Doch die Hühner auf den Gassen sind den schnellen, lauten und vor allem gefährlichen LKW’s, dem ganz großen Verkehr von heute, gewichen. Dazu natürlich Supermärkte, klingelnde handys, usw, usw...
Dahn ist und bleibt für Beide: Heimat - und Beide bekennen, dass sie nie etwas anderes im Sinn hatten, als Bildende Künstler zu werden.

Franz Martin studierte Grafik-Design und Malerei in Stuttgart und Salzburg. Studienreisen führten ihn in die Metropolen der Kunst. Waren das zu Großvaters Zeiten noch Paris oder Rom, so finden sich die avantgardistischen Zentren jetzt in Berlin, Köln oder New York. Nicht nur die Städte sind groß - auch die Bildformate sprengen alle Grenzen. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts werden ganze Fabriketagen zu Ateliers umgewidmet, man findet sich erneut zu Künstlergruppen zusammen. Der Kalte Krieg ist überwunden - hurra wir leben noch!

In diesem Umfeld und mit diesem Lebensgefühl schafft Martin seine ersten Werke. Ausgehend von Landschaft im weitesteten Sinn hat er deutlich Mut bewiesen, Utopien und Visionen Wirklichkeit werden lassen. Er spürt in seinen Arbeiten archaisches auf und führt Gespräche; Gespräche eines Künstlers, mittels Farben, Formen, Licht, Kontrasten...

Kandinsky spricht von einer inneren Notwendigkeit des künstlerischen Schaffens als Bedingung für ein bedeutendes Werk. Martins Werke erfüllen diesen Anspruch, denn sie sind ein Teil des unabdingbar Ganzen. So wird unsere Welt sein Anlass für Malerei und Gestaltung.

Richard Lenhard’s Karlsruher Lehrjahre fallen in die Zeit der sogenannten Freilichtmalerei mit den bevorzugten Themen Landschaft, Stillleben und Bildnis. Er malte mit Vorliebe die Landschaft seiner Heimat, die bewaldeten Berge, Felsen, Burgen und Dörfer. Nach einem Aufenthalt in der Villa Borghese in Rom ist Lenhard zur Bildhauerei gekommen und hat bis zu seinem Lebensende unzählige plastische Werke geschaffen. Diese Werke legen in besonderer Weise Zeugnis ab, von seinem sicheren Formgefühl.

Anfangs waren es Holzplastiken, die eine geistige Verwandtschaft zu dem - auch von mir sehr verehrten Ernst Barlach offenbaren. Es sind vielfach derbe, aber charaktervolle Typen, mitten aus dem Leben gegriffen! - Später dominiert der Stein im bildhauerischen Werk des Künstlers. Viele Denkmale und Ehrenmale legen davon Zeugnis ab.

Bei aller Unterschiedlichkeit von Lebensumständen und Werk der beiden Künstler, ist es der Wille zur Gestaltung der beide Verwandte eint, - eint in einer Liebe zur Kunst, zum Erhabenen und Schönen. - Zum Leben schlechthin, dass es immer wieder neu zu entdecken und zu gestalten gilt. In der Auseinandersetzung mit den Werken der beiden Künstler, dürfte das aufzuspüren sicher jedermann hier im Haus leicht fallen.





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