Bezirksverband Pfalz / Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)
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Heinz Jahn: "Um alles auf der Welt"
15.04.15 bis 25.05.15
mpk
Farbenfroh: Aquarell ohne Titel von Heinz Jahn aus dem Jahr 1986

Vernissage am 14.04.15 m 19.00 Uhr
Begrüßung: Dr. Britta E. Buhlmann, Museumdirektorin
Einführung: Dr. Heinz Höfchen, Kurator
Renate Langgemach liest Lyrik zur Vernissage.

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt rund 50 Aquarelle von Heinz Jahn, die während der vergangenen 30 Jahre entstanden sind. Jahns herausragende Werke zählen zu den großartigsten zeitgenössischen Beispielen des Malens mit Wasserfarben. 

Als Bildträger seiner Aquarelle dienen Jahn Makulaturpapiere wie alte Kassenzettel oder Ausrisse aus benutzten Rechnungsbüchern. So bezieht er Aufdrucke und handschriftliche Relikte der Vorbesitzer in seine Bildregie mit ein: Die großen Buchstaben "T.S.F." zum Beispiel meinen "transmission sans fil", also die drahtlose Radio-Übertragung, sie standen auf dem Rechnungsblock eines Elektrogeschäfts. Oder der Quittungszettel eines sonntäglichen Januartags, "Janvier 31 Dimanche", offenbart die Speisenfolge eines Menüs, über der Jahn in leichten Farben gesättigt improvisiert. Und die Aufschrift "Vendu trois cochons" ist natürlich das Notat eines französischen Bauern über erfolgreiche Verkäufe auf einem ländlichen Markt. Zwischen den Spalten "DOIT" und "AVOIR" lebt Jahn sein künstlerisches Soll und Haben. Dabei geht es auch um Kommunikation, um Austausch mit dem jeweiligen anderen Lebensraum, um eine lyrische Vernetzung des Alltäglichen. Die kleinformatigen Aquarelle öffnen damit ein umfassendes Netz von Beziehungen, die sich entfalten und doch wieder zurückkehren und sich in einem Farbklang konzentrieren.

Das mindere Papier seiner Arbeiten zeigt dabei deutlich, dass es nicht immer extrafeines Aquarellbütten sein muss, um zu exquisiten Ergebnissen zu kommen. Heinz Jahns lavierte Aquarelle, deren Reiz oft im Zufälligen und Spontanen liegt, gehören im zeitgenössischen Umgang mit Wasserfarben zu den Besten, sie sind wunderbarer Ausdruck dieses sensiblen Mediums. Die wie hingehauchte Leichtigkeit der Gefühle im bildnerischen Ausdruck steht in Jahns Blättern für Lyrismus pur. Daneben lasiert der Künstler seine Wasserfarben durchaus auch ins Dunkle, samtig und tiefgründig verdichtet - kontrastreich und mit schönem farbigem Prunk sind sie Inbegriff atmosphärischer Flüchtigkeit. Eben wie Heinz Jahn formuliert: "Ich könnte mir vorstellen, dass meine Arbeiten den Betrachter mit etwas Leichtigkeit versorgen, gerade so viel, um über dem Boden zu gleiten."

Geboren 1953 in Wolmirstedt, ist Heinz Jahn in Colbitz und Leipzig aufgewachsen. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er 1975 bis 1981 durch ein Studium der Bildhauerei und Malerei an der Akademie Münster bei Bernd Minnich und Ernst Hermanns, zuletzt als Meisterschüler von Paul Isenrath. Nach Aufenthalten in Paris und Amsterdam während der Jahre von 1984 bis 1988 übersiedelte er 1989 nach Besse ins französische Departement Dordogne. Jahn lebt und arbeitet heute in Hamburg und Besse.





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Farbenfroh: Aquarell ohne Titel von Heinz Jahn aus dem Jahr 1986