Stadt Ludwigshafen / Wilhelm-Hack-Museum
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Jörg Heieck: "Heieck sieht Ludwigshafen"
Ausstellung zum Jubiläum "150 Jahre Stadt Ludwigshafen am Rhein"
01.11.08 bis 06.01.09
Jörg Heieck
Jörg Heieck: "Wedeltreppe am Hauptbahnhof", 2007

Über ein Jahr lang hat Jörg Heieck Ludwigshafen aus seinem Blickwinkel porträtiert und die Stadt im Wandel der Tages- und Jahreszeiten begleitet. Entstanden ist dabei eine Vielzahl von Panoramabildern. Eine Auswahl davon, insgesamt 50, fließt jetzt in einen eigenen Ludwigshafen-Bildband, der im Programm des renommierten Mannheimer Verlagshauses Edition Panorama erscheint. Zwölf Motive zeigt ein hochwertiger Ludwigshafen-Kalender, der - wie auch der Bildband - aus Anlass des Jubiläumsjahres der Stadt 2009 herausgegeben und ab September 2008 verkauft wird. Der Einführungstext zum Ludwigshafen-Bildband stammt von Michael Garthe, Chefredakteur der Ludwigshafener Tageszeitung "Die Rheinpfalz". Eine große Schau mit den Panoramafotografien Jörg Heiecks zeigt im Herbst 2008 das Wilhelm-Hack-Museum.

Gleichgültig, wie gut der Betrachter Ludwigshafen kennt: Heiecks Panoramafotografien vermitteln ungewohnte, neue Ansichten. Nicht gekannte Perspektiven stellen das Vertraute in einen anderen Kontext und verändern den Blick, lenken ihn durch verschlungene und gewundene Brücken- und Treppenbauten, führen ihn hoch und entlang kühn konstruierter Hochstraßen oder lassen ihn versinken im Dunst der schwindenden Sonne. Strukturierendes Element sind die geometrischen Linien und Formen. Sie schaffen die Verbindung zwischen Stadtarchitektur und Landschaft und bieten in ihrer Zusammenschau eine spannende Ortsbeschreibung Ludwigshafens. Dabei stößt die Architektur der modernen Groß- und Industriestadt an die satt glänzenden Äcker einer ländlich geprägten Region. Idyllische Refugien kontrastieren mit weitläufigen, sich windenden Verkehrssystemen. Ferne und Nähe, Heimat und Fremde liegen eng beieinander.
Einen Teil der Motive habe er durch vorherige Recherchen in Reiseführern, auf Postkarten oder durch Hinweise von Bekannten ausgewählt. "Ganz viele Bilder entstehen allerdings spontan beim Durchwandern bestimmter Stadtbezirke, nur so lassen sich wirklich neue Bilder abseits von den Standard-Aufnahmen erzielen. Wichtig sind mir Bilder, die Ludwigshafen in einer Art Essenz enthalten, in denen also das Wesentliche und Besondere der Stadt konzentriert ist", sagt Heieck zu seiner Arbeit in Ludwigshafen.

Dabei könnte man den 43-Jährigen Kaiserslauterer durchaus als "Weltensammler" bezeichnen. Noch bis 16.09.07 ist in Trier im Rahmen der Veranstaltungen von Luxembourg und der Großregion als Kulturhauptstadt Europas 2007 "Transit" zu sehen, die Heiecks Europadurchquerung auf dem 50. Breitengrad zeigt und von Frankreich im Westen nach Polen im Osten führt. Stationen seines künstlerischen Schaffens außerhalb Europas sind Kairo und Damaskus, Südamerika, und die Vereinigten Staaten. Daneben steht ganz bewusst die Pfalz, ihre Landschaft. "Nach Jahren im Ausland und in anderen Teilen Deutschlands bin ich wieder in die Pfalz zurückgekehrt, der Begriff Heimat ist für mich und meine Arbeit ganz zentral. Ludwigshafen beispielsweise ist mir von früher Jugend an vertraut, wir haben oft Tante und Onkel in Oppau besucht. Die aktuellen Projekte beschäftigen sich mit der Verortung der Heimat, einmal über die Lichtbedingungen am 50. Breitengrad, die meine fotografische Wahrnehmung prägen, andererseits über die Auseinandersetzung von bestimmten Themenkomplexen in der Pfalz zum Beispiel Landschaften in der Westpfalz, Deutsch-Amerikanisches Zusammenleben in Ramstein und Umgebung, Pfälzer Wald und Wasgaufelsen und eben Ludwigshafen als größte Stadt der Pfalz, Zusammenkunft ganz unterschiedlicher Menschen, Architektur und Stadtlandschaft", sagt Heieck und ergänzt: "Um den Blick für die Wahrnehmung dieser besonderen Region als Heimat zu schärfen, suche ich auch immer wieder auf Reisen ganz andere Gegenden und Städte auf. New York, Kairo, Berlin und Paris haben für mich eine klärende Wirkung". Dieses Jahr führen ihn Fototouren zu Landschaften in Norwegen, Kanada, Spanien und Frankreich.

"Ich freue mich sehr, dass die Kooperation zustande gekommen ist. Edition Panorama ist ein renommierter Verlag mit einem außergewöhnlich schönen und hochwertigen Programm und mit Sitz in der Metropolregion. Die ungewöhnlichen Perspektiven und Formate der dort erscheinenden Bildbände oder Kalender setzen die jeweiligen Städte und Landschaften in ein ganz neues Licht. Die im Rahmen dieses Projektes erfolgte Annäherung an Ludwigshafen mit den ästhetischen Mitteln der Fotografie ist ein spannendes Unterfangen; es gewährte neue Ein- und Ausblicke und ist in die Zukunft gerichtet", betonte Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse. Neben der 2003 erschienenen Stadtgeschichte, die sich der Historie dieser jungen Stadt widmet, verfüge Ludwigshafen dann auch über eine repräsentative Publikation, die ein Stück Gegenwartsbestimmung und Ausblick gewährt.

"Eine solche Form der Selbstreflexion ist immer ein anspruchsvolles Unterfangen, und wir waren der Meinung, dass eine solche Reflexion in künstlerischer Form erfolgen sollte. Die nun vorliegenden Arbeiten von Jörg Heieck zeigen ein-drucksvoll, dass es die richtige Entscheidung war, und wir freuen uns sehr darauf, wenn wir den fertigen Bildband in Händen halten werden" erklärte OB Dr. Lohse.
Der Ludwigshafen-Bildband wird in der Reihe "Edition Panorama Bibliothek" erscheinen und rückt die Stadt am Rhein damit in die unmittelbare Nachbarschaft großer europäischer Metropolen. Die Stadtchefin dankte mit der BASF Aktiengesellschaft, der GAG und der Sparkasse Vorderpfalz Ludwigshafen a. Rh.-Schifferstadt den Sponsoren dieses Projektes sowie Verleger Bernhard Wipfler von der Edition Panorama für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit. Ihren Dank richtete die OB auch an Michael Garthe, Chefredakteur der Rheinpfalz, der die Einführung in den Ludwigshafen-Bildband übernimmt: "Wir haben uns dem Auge des Fotografen gestellt, weil wir zum Diskurs über unsere Gegenwart und Zukunft anregen wollen. Und wir haben einen Autor gefunden, der uns mit Sympathie, aber auch der notwendigen Distanz des Journalisten begleitet", sagte die OB.


Im Herbst 2008 Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum

Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden die großformatigen Panoramafotografien von Jörg Heieck im Herbst kommenden Jahres mit einer Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum. "Mit dieser Ausstellung, die für das Wilhelm-Hack-Museum eher ungewöhnlich ist, wollen wir auf das Stadtjubiläum 2009 einstimmen. Schon zu Beginn des Projektes vor eineinhalb Jahren war uns klar, das wir die Bilder hier im Großformat zeigen wollen. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Zukunft unserer Gesellschaft wieder in den Städten liegen. Wir müssen nachdenken über die Stadt als Lebensraum, als ein Stück Heimat. Zu dieser Diskussion leistet die Ausstellung auch einen Beitrag. Zugleich wollen wir das eine oder andere Klischee, das Ludwigshafen anhaftet, aufbrechen und Ludwigshafen als eine Stadt zeigen, die sich im Aufbruch befindet, die in Bewegung ist, und bei der es sich lohnt, vielleicht auch zweimal hinzuschauen. Die Fotografien von Jörg Heieck geben dazu jedenfalls viel Anlass", unterstrich Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg. Ihr Dank galt auch dem neuen Leiter des Wilhelm-Hack-Museums, Dr. Reinhard Spieler, der die Ludwigshafen-Ausstellung in sein neues Ausstellungskonzept eingebunden hat. Spielers erste eigene Ausstellung wird im Anschluss an die Jubiläums-Schau im Januar 2009 zu sehen sein.

Das Jahr 1859: Ludwigshafen am Rhein wird Stadt


Seit der Gemeindegründung 1852 hatte sich das junge Ludwigshafen höchst dynamisch entwickelt. Die Bevölkerung verdoppelte sich in kaum sechs Jahren auf fast 3.000 Einwohner, und neue Unternehmen siedelten sich an. Stolz berichtete die im Ort ansässige "Pfälzer Zeitung" 1856: "Zu dem Charakter einer Handelsstadt, den unsere junge Stadt von Anfang an hatte, nimmt sie allmählich auch den einer Fabrikstadt an. Hohe Kamine, die fernhin sichtbaren Zeichen der industriellen Tätigkeit einer Gegend, erheben sich bereits rings um die Stadt und bekunden die günstige Lage Ludwigshafens." Hier taucht er bereits mehrmals auf: der Begriff "Stadt".

Die Ludwigshafener fühlten sich von Anfang an als Städter, die Häuser der Ansiedlung trugen durchwegs städtischen Charakter. Man war sich bewusst, dass König Ludwig I. bei der Gründung Ludwigshafens kein neues Dorf, sondern eine neue Stadt im Sinn gehabt hatte. Dementsprechend hatte sich die Kommunalvertretung in den Ratsprotokollen zunächst als Stadtrat bezeichnet, bis ihr diese Benennung 1855 von der Aufsichtsbehörde untersagt worden war. Das änderte nichts daran, dass auch Fremde die Ansiedlung als "Stadt" wahrnahmen. Als der französische Kaiser Napoleon III. sich im September 1857 mit Prinz Luitpold von Bayern in Ludwigshafen traf, war er überrascht: "als er im Jahre 1834 in Mannheim gewesen, seien da, wo jetzt eine hübsche Stadt stehe, nur einige wenige Häuser gewesen."

Dennoch war das junge Gemeinwesen noch höchst unfertig. Der Volkskundler Wilhelm Heinrich Riehl bemerkte 1857 über die aufstrebende, aber noch unterentwickelte Gemeinde, dass "...deren Marktplatz vor wenigen Jahren noch dergestalt von Wasserlöchern durchfurcht gewesen sei, daß man sprüchwörtlich sagte, ein Pferd könne auf dem Markt ersaufen". Dessen unerachtet beschlossen die Ludwigshafener Stadtväter im April 1857, die Verleihung der Stadtrechte zu beantragen. Eigentlicher Initiator dieses Vorstoßes war vermutlich die Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen, die in Ludwigshafen ihren Sitz und ein verständliches Interesse daran hatten, dem Standort ihrer Betriebsleitung mehr Ansehen und Gewicht zu verschaffen. Nicht in irgendeinem Dorf, sondern in einer Stadt der Pfalz sollte sich der Sitz der Eisenbahndirektion befinden. Zustimmung kam auch von den maßgeblichen Vertretern des Ludwigshafener Handels- und Gewerbestandes, die sich von einer Hebung des Ortsprestiges günstige Auswirkungen auf ihre Geschäfte versprachen. Nachdem die Regierung der Pfalz ihre nachhaltige Unterstützung zugesichert hatte, reichte Bürgermeister Heinrich Wilhelm Lichtenberger am 02.09.1857 eine Bittschrift bei König Maximilian II. ein, die den Monarchen um Aufnahme Ludwigshafens in die Reihe der bayerischen Städte ersuchte. Die Gemeinde entwickle sich dynamisch, und jeder betrachte sie ohnehin schon als Stadt, betonte Lichtenberger.

Wer mit einer zügigen Bewilligung des Gesuches gerechnet hatte, sah sich bitter enttäuscht. In München fürchtete man Anträge der unfertigen Gemeinde auf großzügige staatliche Beihilfen für den Ausbau einer urbanen Infrastruktur. Erst als die Regierung der Pfalz nach Kontakten mit der Ludwigshafener Gemeindeverwaltung nach München berichtet hatte, dass die Stadterhebung keine Finanzansprüche zur Folge haben werde, waren die sachlichen Widerstände überwunden. Aber auch das Drängeln verschiedener Ludwigshafener Honoratioren bei den Münchner Ministerien hatte eher Verärgerung ausgelöst und für Verzögerungen gesorgt. Erst mehr als zwei Jahre nach Antragstellung unterzeichnete der Monarch am 08.11.1859 die Stadterhebungsurkunde. Sie bedeutete nicht nur im Hinblick auf die Veränderung des kommunalen Status eine wesentliche Zäsur in der Geschichte Ludwigshafens. Am 23.11.1859 wurde die Urkunde während einer Feiersitzung des Stadtrates durch den Speyerer Landkommissär Carl Friedrich Ottmann überreicht. Mit einem Schreiben vom 10.12.1859 sprach der Bürgermeister König Maximilian II. seinen tiefempfundenen Dank aus, umso mehr, als nunmehr auch das Amtsgericht, Gefängnis, Notariat und Rentamt von Mutterstadt nach Ludwigshafen verlegt wurden. Ludwigshafen, die jüngste Stadt Bayerns, hatte "zentralörtliche Funktionen" gewonnen.
(Dr. Stefan Mörz, Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen)


Der Verlag Edition Panorama

Der Verlag Edition Panorama, 1996 vom Verleger Bernhard Wipfler gegründet, wurde mit dem Bestseller "New York vertical" des in New York lebenden Kurpfälzers Horst Hamann international bekannt. Inzwischen gilt der Verlag mit über 100 neuen Buchtiteln pro Jahr als weltweiter Marktführer im Bereich der Panoramafotografie.
Das Renommee und der hohe Anspruch an Innovation, Gestaltung und Herstellung bezeugen die vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen, die der Verlag jedes Jahr erhält. 2006 erhielt die Edition Panorama 16 awards, darunter so renommierte Preise wie den "red dot-award", den "Internationalen Kodak-Fotokalenderpreis" oder den "iF-communication Design award", 2007 wurde der Verlag vier Mal für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland nominiert.

Kurzinfo

Der Bildband "Ludwigshafen" von Dr. Jörg Heieck erscheint in der Edition Panorama Bibliothek, einer vielfach ausgezeichneten Bildbandreihe, in der bisher Bücher über Paris, Rom, Venedig, Amsterdam, Berlin oder Dubai erschienen sind.
Der hochwertige Leinenband in einem Schuber hat das Format 34 x 15 cm. Parallel zum Bildband erscheint im September 2008 ein großformatiger Kalender (85 x 34 cm), der zwölf ausgewählte Ludwigshafen-Motive zeigt. Ludwigshafen-Fotografien von Jörg Heieck stehen auch im Zentrum einer Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum im Herbst 2008. Bildband und Kalender werden dann öffentlich vorgestellt und sind käuflich zu erwerben. 



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Jörg Heieck: "Wedeltreppe am Hauptbahnhof", 2007