Bezirksverband Pfalz / Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)
Juliane Laitzsch: "Der Garten zum Quadrat"
Zeichnungen
10.09.11 bis 30.10.11
Juliane Laitzsch
Juliane Laitzsch: "Gartnanlage", 2002, Zeichnung

Vernisage am 09.09.11 um 19.00 Uhr
Einführung: Svenja Kriebel, Kuratorin
Die Künstlerin ist anwesend.

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (MPK) zeigt im September und Oktober unter dem Titel "Der Garten zum Quadrat" ein künstlerisches Projekt von Juliane Laitzsch zur Untersuchung von Schönheit und Nützlichkeit. Ausgangspunkt hierfür ist die kunsthandwerkliche Sammlung des MPK, auf die die Berliner Künstlerin mit Zeichnungen reagiert. Kunsthandwerk vornehmlich des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische bildende Kunst kommen so zur Berührung und eröffnen für beide Bereiche eine veränderte Wahrnehmung und einen neuen Zugang.

Ausgehend vom floralen Dekor der Gegenstände ist der Garten das zentrale Thema der Ausstellung. Ihr Titel spielt daher auf die vielfältige, vor allem aber auf unsere Vorstellung eines kultivierten Gartens an. Denn Garten ist nie allein fruchtbare Erde, sondern immer auch geordnet, abgegrenzt, umzäunt. Florale Dekore auf kunsthandwerklichen Gegenständen sind eine weitere, bildhafte Bändigung des Gartens. Diese nimmt die Künstlerin zum Anlass, dem Bild vom Bild des Gartens nachzugehen und damit zugleich die Frage nach dem Übergang von Natur und Kultur zu stellen. Gemeint sind die Blümchen oder auch Landschaftsdarstellungen auf (alltäglichen) Gebrauchsgegenständen, wie sie auf Vasen, Porzellan oder Fayencen wohl geordnet oder zum Ornament stilisiert zu finden sind. Das Bild der Natur zeigt sich harmonisch dekorativ. Natur verliert mit dieser gezähmten Vorstellung einen Teil ihrer Lebendigkeit und Ursprünglichkeit. Laitzsch reagiert hierauf, indem sie die auf einer Kanne gleichmäßig verteilten Streublümchen in der Zeichnung partiell bis zum tiefen Schwarz verdichtet.

Die Zeichnungen Laitzschs entstehen jenseits aller kunsthistorischen Betrachtung im konkreten Dialog mit den kunsthandwerklichen Exponaten. Sie schreiben so die Verhältnismäßigkeit von Natur und Kunst fort und loten dabei in immer neuen Ansätzen unterschiedliche Vorstellungs- und Denkräume aus. So wird ein Stück Stoff als Plan einer Gartenanlage gelesen, Ornamente außerhalb des Tellers in den Wildwuchs und in die Qualität von "Telefonkritzeleien" überführt und der Garten im Zwischenraum der Blumendarstellung gesucht. Juliane Laitzsch kreiert neue Sichtweisen, die einen Kulturbegriff transportieren, der von der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs Kultur, dem Bebauen und der Pflege, ausgeht.

Juliane Laitzsch, 1964 in Nürnberg geboren, studierte nach einer Ausbildung zur Schreinerin an der Hochschule für Bildende Kunst zunächst in Bremen, danach in Berlin, wo sie Meisterschülerin von Prof. Szymanski wurde. Sie hat neben zahlreichen Einzelausstellungen verschiedene Preise, Stipendien und Förderungen erhalten, unter anderem 2006 das Senatsstipendium Berlin und 2010 eine Projektförderung des Berliner Senats. Sie war Lehrbeauftragte für Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und an der Universität der Künste Berlin.

In ihrem zeichnerischen, aber auch skulpturalen Werk beschäftigt sie sich mit dem Verhältnis von Fläche und Raum, von Innen und Außen. Ausgangspunkt ist dabei das Ornament, das sie auf seine Funktion untersucht, diese Verhältnisse zu strukturieren. "Ornamentik versteht sie dabei nicht als dekoratives Beiwerk, sondern als substantiellen Anker zwischen Abstraktion und emotionalem Resonanzraum.", schreibt der Kunsthistoriker Ralf F. Hartmann über sie. Die Ausstellung wird durch Mittel des Kultursommers Rheinland-Pfalz unterstützt und ist Auftakt einer Reihe, die die Wurzeln des Hauses als Gewerbemuseum mit seinem aktuellen Engagement vornehmlich für die zeitgenössische Kunst verbindet.





[zurück]
Juliane Laitzsch
Juliane Laitzsch: "Gartnanlage", 2002, Zeichnung