Kunst in den Gewölben 2024 | Martin Schöneich, Jürgen Strasser, Claus Stolz, Felicitas Wiest
02.11.24 bis 01.12.24
Vernissage am 02.11.24 um 17.00 Uhr
Begrüßung: Marita Mattheck, Vorsitzende des Kunstvereins Germersheim und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Einführung: Christina Körner, Kunsthistorikerin M.A.
Martin Schöneich
Es geht um Bewegung und Ruhe, Offenheit und Geschlossenheit, Leichtigkeit und Schwere, Schweben und Lasten, sich strecken oder sich ducken, Vor-und Zurücktreten, es geht um Positiv und Negativ, hart und weich, glatt und rauh, um Größe und vor allem um Raum.
Diese Seins-Zustände sind oder korrespondieren mit Gefühlszuständen, mit Empfindungen und Erfahrungen, sowohl individuelle wie kollektive. Der Bildhauer evoziert, erweckt sie durch seiner Hände Arbeit oder mit Hilfe verschiedenster Werkzeuge. Seine stilistischen Merkmale sind die raumgreifenden, assymetrischen, diagonal oder zentrifugal aus der Mitte der Arbeiten herausragenden Vierkantstäbe und Bögen.
Die auf Kontrast gesetzten Körpermassen und die durch geringe Verschiebungen, Verschränkungen oder Schichtungen dynamisierten und rythmisierten Grundformen.
Ich arbeite nahezu mit allen Materialien und Werkstoffen die für die plastische Realisierung geeignet sind. Natürlich zeichne oder drucke ich auf Papier 2-dimensonal und zunehmend auf der digitalen Oberfläche eines Rechners für meine 3D Simulationen. Mit diesen spiel ich die komplexen formalen Gegebenheiten und Bedingungen für meine Skulpturen durch.
Jürgen Strasser
Für die Ausstellung im Kunstverein Germersheim zeigt Strasser drei Serien aus seinem Langzeitprojekt "Zukunft findet Stadt". In der Serie "Schöne neue Welt" lenkt er den Blick auf das große Ganze, auf die Frage von sozialer Zukunft und uferlosem Fortschrittsglauben. In konzentrierter Form zeugen seine Stadtlandschaften von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen, der wachsenden Weltbevölkerung und der stetigen Urbanisierung.
In der Serie "Living in a Box" spürt er Visionen sozialen Wohnens nach. Die Bilder zeigen wie austauschbar und wenig ortstypisch Städteplanung in unserer Gegenwart funktioniert und wie der Mensch in diesen gigantischen Stadtmaschinen kaum noch eine Rolle zu spielen scheint.
In seine Serie"Tomorrow" überblendet er den Glanz der Metropolen mit Wuchs und Zerfall. Fotografierte Wirklichkeit und alptraumhafte Metamorphose verschwimmen hier ebenso wie die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei. Seine Städte wirken wie überwucherte Stätten der Vergangenheit. Sie stellen auf bestürzende Art und Weise die Frage, ob es ein unbegrenztes Wachstum geben kann.
Felicitas Wiest
Der Schwerpunkt liegt bei meinen Arbeiten auf dem Thema Natur. Der Impuls kommt dabei nie von der Fotografie, sondern aus der Erinnerung an persönlich gemachte Erfahrungen. Es geht nicht um konkretes Abbilden, sondern um abstraktes Umsetzen von Natur durch Linien, Flächen und Farben in der Technik des Hochdrucks kombiniert in vielen Fällen mit der Bleistiftzeichnung.
Der Blick in die Ferne und ins Verschwommene wird thematisiert, er wird aber auch auf die Nähe, auf organische Strukturen gerichtet und in abstrakter Weise mit verschiedenen Farbtönen festgehalten. Naturtöne sind dabei die vorherrschenden Farben, kombiniert mit schwarz und grau.
Es gilt für mich die Schönheit, aber auch die Zerbrechlichkeit der Natur in einem Bild zu erfassen und abstrakt umzusetzen. Abgestorbenes und Ungeordnetes interessieren mich gleichermaßen wie Blühendes und Aufkeimendes.
Ich verbinde gern mehrere Techniken in einem Bild z. B. Bleistiftzeichnung mit Linoldruck oder Holzdruck, Kartondruck und Frottage. Mit meiner Arbeitstechnik entstehen immer Unikate und keine Vervielfältigungen.
Claus Stolz
Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt Claus Stolz spezielle fotokünstlerische Verfahren. Von der "analogen Anarchie" zerstörten Filmmaterials zum KI-generierten Bild - Licht, Daten, Code und Idee, Stolz versteht seine Arbeit mit Fotografie als Prozess, Transformation und Subversion.
Für seine Heliografien richtet Stolz die Aufnahmegeräte, bestückt mit riesigen Sammellinsen, direkt in die Sonne aus und beschädigt dosiert Film oder Fotoplatten durch extreme Überbelichtung. Die Strahlungsenergie lässt das Material Blasen werfen, platzen, schmelzen oder kristallisieren. Die Ergebnisse hängen von den jeweils verwendeten Filmtypen, den Aufnahme- und Verarbeitungsparametern ab.
Stolz' Werkgruppe der Lichtbilder zeigt alte, fotografisch reproduzierte Fotoplatten, deren rückseitige Lichthofschutzschicht oft eine besondere malerische Anmutung aufweist, welche bei regelrechter Verarbeitung nicht sichtbar wird. Eine material-historische Spurensuche.
In der Werkserie Kammerspiel, kombiniert Stolz in vielfältigen Settings gewachsene und produzierte Materialien, Vergängliches mit Überdauerndem und verdichtet Motive durch spezielle Überblendungen zu Tableaus aus fluide verschmelzenden Fragmenten. Diese Hybride werfen die Frage auf, inwieweit die Begriffe "echt" oder "unecht" heute noch eine Rolle spielen.
"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". In seiner jüngsten Serie, Imagine, erzeugt Stolz mithilfe eines Text-zu-Bild-Generators Pflanzenbilder mit der Anmutung edler, schwarzweißer Vintage-Prints. Die Schönheit und Exotik eines botanischen Gartens in scheinbar paradoxer Synthese mit der Irritation des Artifiziellen, des generierten Bildes.
Begleitprogramm
08.11.24 | 19.00 bis 23.00 Uhr
Kultur- und Museumsnacht
Ausstellung: Kunst in den Gewölben | Origami im Foyer: Workshop unter der Leitung von Karl-Heinz Petry | Musik: Klaus Tischer, klassische Gitarre | Getränke und Speisen: Wein, Wasser, Kaffee und kleine gefüllte Teilchen
01.12.24 | 14.00 bis 18.00 Uhr
Finissage
KunstCafé von 15.00 bis 17.00 Uhr| KünstlerIn-Gespräche von 17.00 Uhr
Öffnungszeiten:
Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr
So. von 14.00 bis 18.00 Uhr
Links:
Schöneich Martin (Rubrik KÜNSTLER)
[zurück]