"Out of This World"
Werke internationaler Künstler
30.10.10 bis 09.01.11
Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt die Ausstellung "Out of This World" ('Von dieser Welt' und/oder 'Außerhalb dieser Welt') mit Werken von Vija Celmins (USA/Lettland), Colin McCahon (Neuseeland), Jorge Molder (Polen), Linda Quinlan (Irland), Ben Rivers (Großbrittannien), Peter Rösel (Deutschland), Thomas Ruff (Deutschland), James Turrell (USA) und der Reproduktion eines anonymen Holzstichs aus Camille Flammarions Buch "L'Athmosphère: Météorologie Populaire" von 1888.
Ausgangspunkt der Ausstellung sind Arbeiten, die sich mit Himmelsphänomenen beschäftigen (McCahon, Rösel, Ruff). Die Passage des Kometen Kohoutek wird dem bedeutendsten Vertreter modernistischer Malerei in Neuseeland, Colin McCahon, zum Inbild eines Erlebnisses des Erhabenen, das sich bei ihm mit Fragen des Glaubens verbindet. Thomas Ruff verwendet Negative der Cassini Expedition und des Southern European Observatory in Chile, um von den Aufnahmen großformatige Fotografien des Nachthimmels und des Planeten Saturn herzustellen. In ihrer Sachlichkeit verschließen sie sich weiterführenden Spekulationen über das Erhabene und bewahren doch die ganze überwältigende Schönheit des Motivs.
Peter Rösel schafft einen nächtlichen Sternenraum von unermesslich scheinender Tiefe, indem er eine hoch entwickelte Maltechnik mit der Verwendung banaler Materialien verbindet. Und Linda Quinlan greift in ihrer zweiteiligen Video-Installation "I've seen your bravery and I will follow you there" kurzentschlossen zu alten illusionistischen Methoden wie Lochkamera und waberndem Rauch, um der nicht gestillten Sehnsucht nach dem Erhabenen ein überzeugendes Bild der den unendlich weiten Weltraum durchquerenden Himmelskörper entgegenzustellen.
Auf das Motiv des Berges als Inbegriff der erhabenen Landschaft bezieht sich Ben Rivers in seinem Film "The Coming Race", wie sich Vija Celmins in ihren Darstellungen der Meeresoberfläche und des Sternenhimmel auf die Ikonographie des Sublimen bezieht. Die Möglichkeit der technischen Produzierbarkeit des Erhabenen und des Übersinnlich Scheinenden demonstriert James Turrell in seinem Hologramm - einer hypnotisch leuchtenden Tafel, welche den Einblick in einen grün glühenden, scheinbar unendlichen Tiefenraum gewährt. Jorge Molders Video-Installation "Vasistas" (eine lautmalerische Verballhornung des deutschen "Was ist das?") verknüpft die barocke Tradition des sotto-in-su mit einer Paraphrase des Schwarzen Quadrats von Malewitsch: In einer sich ständig wiederholenden Anstrengung steigt aus dem schwarzen Himmel ein Mann in das Diesseits des Ausstellungsraums hinab und kommt doch nie an.
In unüberbietbarer Deutlichkeit repräsentiert der Holzstich aus Flammarions Buch die Zweigesichtigkeit des Erhabenen. Der Holzstich wurde von dem französischen Astronomen in Auftrag gegeben, um die angeblich mittelalterliche Auffassung zu illustrieren, die Erde sei eine Scheibe. Lange Zeit wurde der Stich als Holzschnitt missverstanden und ins späte 15. Jahrhundert datiert. In mehr als einer Hinsicht enthält der Stich in konzentrierter Form die Kernthese der Ausstellung "Out of This World": Dass der Austreibung des Erhabenen durch die fortschreitende Entzauberung der Welt beständig die Konstruktion eines neuen Wunderbaren und Erhabenen antwortet - als Reflex des Bedürfnisses nach einem Jenseits dieser Welt.