Sarah Mock hat in den letzten Jahren ihres Studiums mit verschiedenen Videoinstallationen auf sich aufmerksam gemacht, die auf aufwendige Kulissen, Modellbauten und originelle Requisiten beruhen. Wer vorab die Werkdaten zu diesen Arbeiten liest (Drehbuch, Regie, Kamera, Ton, Schauspielerin, Nachbearbeitung, Produktion: Sarah Mock), mag bereits ahnen, dass es sich bei diesen Self-Made-Produktionen nicht um klassische Film- oder Videokunst handelt, sondern um eine "queere" (im engl. Sinne) Nutzung unterschiedlichster Medien, die Skulptur, Zeichnung, Performance umfasst und auch in der installativen Präsentation der Arbeit weitergeführt wird.
(...) Die Bilder, in die uns Sarah Mock, bisweilen behutsam, bisweilen humorvoll, hineinführt, sind voller Geheimnisse und poetischer Einbildungskraft. Eine unmittelbare Faszination geht von ihnen aus, auch da wir ihre psychologische Natur wiedererkennen.
(...) Es ist die Entscheidung, Bilder aus eigener Einbildungskraft hervorzubringen und nicht Found-Footage oder abbildend-gefilmtes Material zu verwenden, dass ihr eigene Wege erlaubt, um sich an das vielschichtig bearbeitete Generalthema in der Video- und Medienkunst "Die Konstruktion von Wirklichkeit" heranzutrauen. Dabei geht Sarah Mock
nicht von konzeptuellen, theoretischen oder explizit medienkritischen Diskursen aus, etwa der von Baudrillard beschworenen "Agonie des Realen" und den verschiedenen dokumentarischen und fiktionalen Repräsentationstheorien, sondern einem empirischen und intuitiven Ansatz. Sarah Mock, deren Vater als Psychotherapeut tätig ist, ist mit Literatur zur Psychologie ganz beiläufig groß geworden und kennt ihr symbolisches Repertoire. Sie ist aber auch versierte Objektkünstlerin, die mit großer Lust und Leichtigkeit, mit dem Charme des Improvisierten und Unfertigen an existentielle Themen wie Tod, Entfemdung und Einsamkeit herantritt.

Sabine Maria Schmidt, Katalog: Sarah Mock: "Vom geschärften Möglichkeitssinn", 2012