Das "Phillipp-Karcher-Haus", Hans-Kopp-Straße 22, wurde im November 1883 vom damaligen Direktor der Frankenthaler Zuckerfabrik, Phillipp Karcher, aus Anlass seines 25-jährigen Dienstjubiläums den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zuckerfabrik als Werkskindergarten gestiftet. Eine im Foyer des Gebäudes noch vorhandene Widmungstafel erinnert hieran. Nach Aufgabe dieses Verwendungszwecks übernahm die Stadt Frankenthal (Pfalz) das Gebäude und nutzte es ab 1926 als städtischen Kindergarten. 1943 wurde der Kindergarten von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt übernommen. Nach Kriegsende wurde er im Juli 1945 als städtischer Kindergarten wiedereröffnet, musste aber im Herbst 1950 wieder geschlossen werden, da die Räumlichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen benötigt wurden. Von 1956 bis 1960 war im Gebäude die Berufsschule untergebracht. Ab 1961 diente es als Obdachlosenasyl, musste aber 2003 infolge eines Brandes im Obergeschoß geräumt werden.
Eines der Vorhaben, das sich der 1999 in erster allgemeiner Direktwahl von den Bürgern der Stadt Frankenthal gewählte und zum 01.01.00 angetretene Oberbürgermeister, zugleich Kulturdezernent, Theo Wieder zum Ziel gesetzt hat, war die Schaffung eines repräsentativen Ausstellungsraumes für Ausstellungen. Jahrzehnte lang zeigte die Stadt Frankenthal Ausstellungen im Rathaus; im Rathausfoyer, wie es immer gerne charmant genannt wurde. Tatsache aber ist, dass dieses Foyer lediglich ein erweiterter Bereich des Treppenhauses im 1. Obergeschoss ist, mit all seinen Begleiterscheinungen und Einschränkungen, denen man in einem öffentlichen Haus, welches in erster Linie sicher nicht der Präsentation von Kunst dienen soll, begegnet. Hinzu kam der Umstand, dass der Treidler-Keller, der Ausstellungsraum des Frankenthaler Kunstvereins "Die Treidler" in der Mörscher Straße 1, nur noch auf begrenzte Dauer verfügbar sein würde, da die Stadt das Haus aufgeben und veräußern wollte.
Vor diesem Hintergrund schlug Oberbürgermeister Wieder vor, den Wunsch nach Verbesserung der Ausstellungsbedingungen einerseits mit den Anliegen des Kunstvereins und der Kunstszene insgesamt andererseits zu verbinden und eine moderne, repräsentative Ausstellungsfläche zu schaffen. Ein Kunsthaus sollte entstehen, das diesen Namen im Gegensatz zur bisherigen Ausstellungsörtlichkeit der Stadt im Rathaus auch verdiente. Angesichts leerer kommunaler Kassen sollte ein solches Kunsthaus außerhalb des städtischen Haushalts betrieben und finanziert werden und zwar von einer ins Leben zu rufenden Frankenthaler Kulturstiftung.
Zur Abwicklung und Finanzierung der Sanierung und Umwandlung dieses Gebäudes in ein Frankenthaler Kunsthaus beschloss der Stadtrat die Gründung der "Stiftung der Stadt Frankenthal (Pfalz) zur Förderung der Pflege von Kunst und Kultur" - kurz Frankenthaler Kulturstiftung -, die im Jahr 2004 ins Leben gerufen wurde. Sie ist auch der Betreiber des Frankenthaler Kunsthauses.
Nach intensiven Akquirierungsbemühungen begannen im Spätsommer 2006 die Umbauarbeiten, die fast genau ein Jahr später, am 07.09.07 mit der Eröffnung des Kunsthauses endeten.
Das Kunsthaus Frankenthal verfügt über repräsentative Ausstellungsräume, in denen regionale, aber vor allem auch überragende Ausstellungen in einem ansprechenden Rahmen gezeigt werden können. Im Erdgeschoss steht eine Ausstellungsfläche von ca. 250 qm zur Verfügung, die auch zu Künstlerabenden, Kammerkonzerten, Lesungen und dergleichen genutzt werden kann. Die Räumlichkeiten können auch für private Feierlichkeiten angemietet werden. Im Obergeschoss sind Atelierräume eingerichtet die an den Frankenthaler Kunstverein "Die Treidler" und an die Frankenthaler Künstlerin Uschi Freymeyer vermietet sind.
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